HALALI - Jagd, Natur und Lebensart
28 April 2016

Kürzlich erinnerte ein bayerischer Politiker daran, dass unser Land verfassungsgemäß ein Rechtsstaat und kein Moralstaat sei. Insofern müssten auch in der Flüchtlingspolitik die Gesetze Anwendung finden. Allerdings zählen in unserer Informationsgesellschaft nicht nur Recht oder Unrecht, sondern auch Meinung und Ansicht. Kaum einer weiß das besser als die deutschen Jägerinnen und Jäger. Allein mit dem Recht auf unserer Seite gewinnen wir im verminten Gelände auseinanderdriftender Standpunkte keine Sympathien. Wer lediglich stur auf sein verbürgtes Recht pocht, wird rasch als bürokratischer Prinzipienreiter aussortiert. Besonders dann, wenn das eingeforderte Recht sich schlecht mit den Moralvorstellungen des Zeitklimas verträgt. Früher war das einfacher. Das wahre Gesetz wurzelte in der „rechten“ Vernunft, die sich im Einklang mit der Natur befand. John Locke, einer der Väter der US-amerikanischen Verfassung, nannte es das Naturrecht, das Leben, Freiheit und Eigentum schützt. Das altdeutsche Rechtswesen schrieb sogar fest, dass kein gesetzliches Recht natürliches Recht widerlegen könne. So sind also schon lange Vernunft, geltendes Recht und gesunder Menschenverstand miteinander verbündet. Der größte Feind dieser zivilisatorischen Räson ist die Ideologie. Kapert totalitäre Ideologie Moral und Menschenverstand, kippt der Rechtsstaat in einen Unrechtsstaat. Nun wollen wir den Teufel nicht gleich an die Wand malen. Tatsache ist aber doch, dass insbesondere in der kategorischen Kritik des Waidwerks Vernunft und gesunder Menschenverstand ins Hintertreffen geraten. Das spüren wir Jäger nicht nur in den Jagdgesetznovellen rot-grün regierter Bundesländer, sondern auch in der gesamten medialen Wahrnehmung unserer Zunft. Wie können wir diesem ideologischen Misstrauen in unserer Passion begegnen? Was nottut, ist eine Sympathiekampagne. Fakten und Argumente haben wir genug, die meisten von uns können sie schon auswendig aufsagen. Es hapert allein an der emotionalen Netzabdeckung, am zwischenmenschlichen Transfer unserer Botschaft. Weniger beleidigte Nabelschau und mehr Sensibilität für die Bedenken und Wünsche unserer Mitbürger wären da hilfreich. Gehen wir also in die Charmeoffensive! Für den Erhalt unserer geliebten Jagd braucht es loyale Verbündete, die uns mögen und schätzen. Hüten sollten wir uns hingegen vor falschen Politpropheten, denen unsere Stimmen und unser Geld mehr nutzen als sie uns später. Deswegen beginnen wir in der vorliegenden Ausgabe eine informative Interviewreihe: Im Gespräch mit den jagdpolitischen Experten der relevanten Parteien wollen wir ausloten, wer wirklich zu uns hält (ab Seite 40). Neben dem politischen Spektrum interessiert uns natürlich das ökologische: Auf Seite 98 ff. lesen Sie, wie es hierzulande mit der Biodiversität bestellt ist. Zur Artenvielfalt gehört auch eine seltene Erscheinung unserer Fauna, die schwarzen Rehe. Unsere Wildbiologin Johanna Maria Arnold erklärt die genetischen Hintergründe dieser Farbanomalien (ab Seite 12), unsere Autorin Ilka Dorn beschreibt die jagdliche Faszination, die von ihnen ausgeht (ab Seite 22). Bertram Graf von Quadt teilt mit Ihnen sein Pirsch-Erfolgsrezept (s. Seite 32 ff. sowie Seite 62 ff.), Sven F. Goergens porträtiert für Sie den Hecht, den Fisch des Jahres 2016. Und wenn Sie möchten, besuchen Sie unseren YouTube-Kanal auf http://youtube.halali-magazin.de. Das HALALI-Kamerateam dokumentierte dort die Jagd auf den schwarzen Bock.

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