HALALI - Jagd, Natur und Lebensart
22 April 2015
Am 16. Dezember 1773 zogen Bürger unter diesem Motto in den Hafen von Boston und kippten 342 Kisten Tee der britischen East India Trading Company aus den vor Anker liegenden Schiffen ins Hafenbecken. Die zornigen Aktivisten in symbolischer Indianerverkleidung stammten aus der Mitte der Bostoner Bevölkerung. Ihre Forderung: als Betroffene beteiligt zu werden. Auf den Jägerdemonstrationen gegen die rot-grünen Ökojagdgesetzverirrungen in Stuttgart und Düsseldorf ging es weitaus friedlicher zu. Trotzdem sei der Vergleich mit der Boston Tea Party gestattet, denn was uns mit der Unabhängigkeitsbewegung gegen die restriktive britische Kolonialpolitik des 18. Jahrhunderts vereint, ist schlicht ihr Ansinnen auf mehr Selbst- und Mitbestimmung. Wir streiten für eine ehrliche Auseinandersetzung auf Augenhöhe. Immerhin steht die Zukunft von Flora und Fauna auf dem Spiel. Wir lassen uns nicht von Besserwissern oder Bedenkenträgern gängeln. Als Betroffene und Fachkundige haben wir Anspruch auf einen offenen Dialog mit dem Gesetzgeber. Für dieses demokratische Recht gingen viele Tausende auf die Straße (s. Seite 28 ff.). Jagd ist in Deutschland ein verbrieftes Eigentumsrecht. Der zunehmenden Aushöhlung dieses Rechts müssen wir entschieden entgegenwirken. Aber wir sollten der Öffentlichkeit auch jeden Tag aufs Neue beweisen, dass unsere Meinung fundiert ist und Gewicht hat. Dazu müssen wir selbstbewusst auftreten und argumentativ überzeugen. Mit doktrinären Naturschützern und der ideologischen Tierschutzlobby lassen sich wohl keine Allianzen schmieden. Überzeugungsarbeit können wir aber dort leisten, wo man an einer konstruktiven Debatte interessiert ist. Diesen fachlich versierten Diskurs müssen wir in die Medien tragen, obwohl oder gerade weil die Berichterstattung die Jägerschaft bisher oft überging oder sogar diskreditierte. Weil uns Meinungsvielfalt wichtig ist, finden Sie in der aktuellen Ausgabe ab Seite 34 ein Interview mit dem selbstkritischen Jäger und Publizisten Seeben Arjes, der für seine skeptische Bestandsaufnahme weit zurück in die Vergangenheit greift, als Jagd noch eine überlebenswichtige Notwendigkeit war. Heute wittert Arjes in der Mehrzahl unserer Jägerinnen und Jäger lediglich Anhänger eines unterhaltsamen Hobbys. Diese Einschätzung teilen wir nicht. Wer die Verantwortung für ein Revier übernimmt, zudem Zwangsmitglied in einer teuren Berufsgenossenschaft ist und viele Euros und Stunden in die Hege investiert, tut das aus Leidenschaft. Jagd ist eine Berufung und kein Hobby wie das Sammeln von Briefmarken. Und unser Waidwerk hat auch nichts mit dem eitlen Sammeln von Trophäen zu tun, wie erst jüngst ein Grünen-Abgeordneter der Öffentlichkeit weismachen wollte. Neuerdings häufen sich Anwürfe, wir wären anachronistisch, verschlössen uns naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und lebten in einer Scheinwelt. Dagegen verwahren wir uns. Dennoch sollten wir uns noch mehr Selbstkritik und Debattenfreude gönnen. Zukunftsfähigkeit bedeutet ja auch immer, der Zeit ein kleines Stück voraus zu sein. Unser aktuelles wildbiologisches Titelthema befasst sich nicht zufällig mit dem Sikawild. Auch diese Tierart hat die Freiheit, bei uns zu leben, verdient. Mit dem komplexen Thema Wildtierethik befassen wir uns ab Seite 100, mit der optimalen Vorbereitung auf die anstehende Bockjagd ab Seite 82. Stellen Sie bitte sicher, die Jagd auf den Maibock gut präpariert aufzunehmen. Das deutsche Waidwerk und seine bestehenden Gesetze genießen höchste internationale Anerkennung, unsere Natur und Wildtiere den höchsten Schutzstatus. Auf dem Hochsitz und im Wald haben wir keine Zuschauer. Üben wir deswegen strenge Selbstkontrolle, damit wir wirklich stets und überall hundertprozentig waidgerecht und nach bestem Wissen und Gewissen handeln! In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen anblickreichen Frühling mit viel Waidmannsheil!
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