Sicher angelegt

2 min lesen

Service Sicherheitsgurt

Der Sicherheitsgurt im Auto und die Gurtpflicht sind heute eine Selbstverständlichkeit. Aber was brachte die Menschen dazu, sich anzuschnallen? Das liebe Geld

Foto: mauritius images/Alamy Stock Photos/imagebroker
Bis 1984 reichte eine freundliche Erinnerung des Gendarms an den Gurt

DIE MAGISCHE WIRKUNG VON 40 MARK

Viele Fans hatte der Sicherheitsgurt anfangs nicht, im Gegenteil. Der Unwille, sich im Auto anzuschnallen, war unter deutschen Autofahrern in den 1970er-Jahren so ausgeprägt, dass das Bundesverkehrsministerium eine Psychologengruppe beauftragte, die Motive der Gurtgegner herauszufinden. Das Ergebnis: eine „elementare Furcht vor der Fessel“. Man wollte den Sicherheitseffekt nicht anerkennen. Empfand den Gurt als störend, wenn nicht gar gefährlich. Was, wenn man sich bei einem Unfall nicht daraus befreien könne? Auch Medien wie der „Spiegel“ stellten zur Debatte: „Soll und darf der liberale Staat die Auto-Bürger zum Überleben zwingen?“ Wie heikel und aufgeheizt die Stimmung war, erkennt man auch daran, dass die Bundesregierung am 1. Januar 1976 zwar die Gurtpflicht für Kfz-Fahrer einführte, aber lediglich auf Freiwilligkeit setzte. Wurde jemand unangeschnallt von der Polizei erwischt, passierte: nichts. Imagekampagnen des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) bemühten sich, Autofahrern den Gurt schmackhaft zu machen. Mit Slogans wie „Könner tragen Gurt“, „Erst gurten, dann spurten“ oder „Gurte Fahrt“ wurden die Vorteile für Leib und Leben betont – allerdings mit mäßigem Erfolg. 1984 dann, vor genau 40 Jahren, wurde ein Bußgeld von 40 Mark fällig. Und endlich tat sich was.

Auf Testbahnen konnten Durchschnittsbürger den Gurt im Unfallszenario erproben
Fotos: mauritius images/Alamy Stock Photos/Danvis Collection, SZ Photo/Karl-Heinz Egginger, SZ Photo/United Archives/TopFotoPAL

PROTOTYPEN

Schon im 19. Jahrhundert gab es erste Ideen zu Sicherheitsriemen in Fahrzeugen, oft auch „Leibriemen“ genannt. Der erste Sicherheitsgurt in einem Auto war 1902 im Baker Torpedo verbaut, einem elektrisch betriebenen Geschwindigkeitsrekordwagen. Schon damals bewies er sein Sicherheitspotenzial: Denn als es bei einer Rekordfahrt auf Staten Island in New York zu einem tragischen Unfall kam, starben zwei Zuschauer – die Fahrer jedoch rettete der Gurt. Ein Jahr später, 1903, erfand der französische Ingenieur und Autokonstrukteur Louis Renault einen Fünfpunkt-Sicherheitsgurt. Doch es dauerte noch Jahrzehnte, bis der Gurt in Serienmodellen verbaut wurde.

Wie sicher die verschiedenen Gurtsyste