KURZ VOR GRÜNLYMPIA

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DIE SPIELE IN PARIS

Höher, schneller, reiner: Bereits drei Monate vor der Eröffnungsfeier steht eine Gewinnerin der Olympischen Spielen fest – die Nachhaltigkeit. Denn die Macher des Sportspektakels, allen voran die Pariser Bürgermeisterin, versprechen die umweltfreundlichsten Spiele aller Zeiten. Wir haben mal hinter die Kulissen geschaut…

Die hat aber ’ne Fahne: Anne Hidalgo, Bürgermeisterin von Paris, und Olympiachef Tony Estanguet bei der Übergabe der Olympischen Flagge nach den Spielen von Tokio 2021

Ob die 300 000 Kondome, die zu Beginn der Spiele im Olympischen Dorf verteilt werden sollen, aus fair gehandeltem Naturkautschuk-Latex bestehen, ist nicht bekannt. Immerhin sind es aber fast doppelt so viele wie vor drei Jahren in Tokio – was in der Stadt der Liebe ja naheliegt. Auf den Kartonage-Betten im Olympiadorf dürfte es darum hoch (und heiß) hergehen. Rein rechnerisch gibt es pro Athlet täglich zwei Kondome. Doch wie werden die Sportler und Sportlerinnen sie entsorgen? Vermutlich im Restmüll. Denn wirklich kompostierbar sind selbst nachhaltig produzierte Kondome nicht. Leider.

Ansonsten aber versprechen die Organisatoren, dass sich die Welt auf die grünsten Olympischen Spiele aller Zeiten freuen darf. Allen voran Anne Hidalgo (64), Bürgermeisterin der französischen Hauptstadt und erste Frau überhaupt in diesem Amt, seit nunmehr zehn Jahren. Sie will ein Zeichen und sich selbst bei der Gelegenheit wohl auch ein Denkmal setzen. Aber warum nicht? Ein lebenswerteres grünes Paris, in dem man saubere Luft atmen und am Seineufer sonnenbaden kann, ist ein Anliegen, das nicht erst auf ihrer Agenda steht, seit Paris den Zuschlag für die Spiele bekam. Doch die eigentliche Bewährungsprobe steht ihr jetzt erst bevor.

800 Sportevents innerhalb von zwei Wochen, 15 000 Teilnehmer, 45 000 ehrenamtliche Helfer, 13 Millionen Mahlzeiten, Zuschauermassen – angesichts solcher Zahlen kann einem echt schwindelig werden. Weil sie ahnen lassen, wie gewaltig die Herausforderung ist, um die hoch gesteckten Ambitionen zu erfüllen. Allein schon das Ziel, die Emissionen auf 1,75 Millionen Tonnen CO2 zu begrenzen und – verglichen mit dem Durchschnittswert der letzten Spiele – zu halbieren, erforderte massive Maßnahmen.

Der erste Schritt dabei, erklärt Georgina Grenon, Hidalgos Direktorin für Umweltbelange, „war eine vorausschauende Planung zur Vermeidung von Emissionen. Deshalb beschlossen wir, im Vergleich zu früheren Spielen sehr viel weniger neu zu bauen – 95 Prozent der olympischen Infrastruktur existiert bereits oder ist temporär.“ Darunter das Stade de France, wo normalerweise Fußball gespielt wird. Dort kämpfen ab 26. Juli Sprinterinnen und Kugelstoßer um Medaillen. Die benötigte Energie für die Spiele, so Grenon, stamme hundertprozentig aus in Frankreich produziertem Ökostrom. Unzählige Bäume wurden zuletzt im gesamten Stadtgebiet

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