TEIL 1 Was hilft wirklich gegen Migräne, Prof. Göbel? Deutschlands renommiertester Kopfschmerzspezialist über moderne Therapien und wirksame Hausmittel
In Deutschland leiden 18 Millionen Menschen zeitweise an Migräne. Unsere Redakteurin Natascha Saul ist eine davon. Sie sprach mit PROF. HARTMUT GÖBEL über „die Bestie im Kopf“ – und wie der Alltag schmerzfreier wird
Das Leben mit Migräne beschert einen mit einem Reichtum an schrulligen Begebenheiten. Ein Date in meinen Zwanzigern endete abrupt am Straßenrand, als eine aus dem Nichts auftauchende Attacke meinen Begleiter zwang, rechts ranzufahren. Meine akute Übelkeit deutete er leider falsch, wer könnte es ihm verdenken. Denn was es bedeutet, unter Migräne zu leiden, wissen in der Regel nur Betroffene. Viele Tage schon habe ich als Kartoffel zugebracht – kühl gelagert im abgedunkelten Raum. Auf meinem Nachttisch liegt keine Handcreme, sondern eine Haarbürste, weil ihre Borsten mir in Momenten, in denen es sich anfühlt, als habe mir jemand die Kopfhaut abgezogen und tropfe eine brennende Flüssigkeit hinter mein linkes Auge, mit einem Gegenschmerz kurz so etwas wie Erleichterung verschaffen. Mein Parfüm ist Pfefferminzöl, das ich vorsorglich auf die Stirn träufle. In meiner Tasche befindet sich stets kohlenhydratreicher Proviant in einer Menge, die ausreichen würde, spontan ein Buffet zu bestücken. Was befremdlich wirken mag, bewahrt mich vor Anfällen. Die Migräne ist Teil meines Lebens, aber sie bestimmt es nicht. Dass das so ist, verdanke ich auch Menschen wie ihm: Professor Hartmut Göbel hat sein medizinisches Wirken der Forschung zu Migräne und Kopfschmerzen verschrieben.
Herr Prof. Göbel, wie viele Betroffene kenne auch ich die Frage: „Ach, hast du wieder Kopfschmerzen?” Was unterscheidet Migräne von Kopfweh?
Wir kennen heute 367 Formen von Kopfschmerzen. Am häufigsten ist die Migräne sowie der Kopfschmerz vom Spannungstyp. Spannungskopfschmerzen werden häufig als Einengung oder Druck im Kopf wahrgenommen, sie sind in der Regel leicht bis mittelstark und nehmen bei körperlicher Aktivität nicht zu. Eine Migräne dagegen charakterisiert sich durch Schmerzattacken, die eine Dauer von vier bis zu 72 Stunden haben. Der Schmerz tritt dabei wiederkehrend auf, typischerweise einseitig am Kopf, pulsierend-pochend, und wird oft durch körperliche Routine-Aktivitäten noch verstärkt. Oft wird der ganze Körper in Mitleidenschaft gezogen: Übel
