„FREIHEIT IST MIR WICHTIGER ALS ALLES ANDERE“

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REPORT DAS ANDERE LEBEN

IRANS FRAUEN

Sie leben im Exil und hoffen auf Frieden: Im Bildband „Irans Töchter“ erheben Frauen ihre Stimme. Wir stellen drei von ihnen und ihre Geschichten vor

VON TEHERAN NACH FRANKFURT Nargess Eskandari-Grünberg ist heute Bürgermeisterin der Main-Metropole

„Zan, Zendegi, Azadi – Frau, Leben, Freiheit!“ So das Motto der neuen iranischen Revolution, seitdem die junge Jina Mahsa Amini im September 2022 durch die iranische Sittenpolizei wegen Verstoßes gegen die Kleiderordnung verhaftet und misshandelt wurde – und wenige Tage später starb. Der Widerstand gegen das Regime ist seither ungebrochen; die Unterdrückung, das brutale Vorgehen und die Strafen gegen Andersdenkende in dem Land, das seit April 1979 die islamische Republik ausgerufen hat, auch.

Im Bildband „Irans Töchter“ beschreiben 19 Frauen ihre Verbindung zu ihrer Heimat, deren reiche Kultur und Sprache sie lieben – und für die sie die Hoffnung auf eine bessere Zukunft nicht aufgeben.

Nargess Eskandari-Grünberg (59) liebt den Iran – und musste als junge Frau aus ihm fliehen. Ihr Vorname bedeutet Narzisse, und in ihrem Geburtsmonat Februar ist Teheran voll leuchtender gelber Blüten, sagt sie mit strahlenden Augen. Was Nargess erlebt hat, was sie sich wünscht, erzählt die heutige Bürgermeisterin von Frankfurt in unserem Interview.

Wie sind Sie aufgewachsen?

In einer wohlbehüteten, liebevollen Familie in Teheran, mit einem starken Vater, der mich immer sehr unterstützt und viel Wert auf Bildung und Selbstbestimmung gelegt hat.

Sie haben schon als Jugendliche gegen das Regime demonstriert ...

Mit 17, 18 Jahren bin ich bei Protesten gegen die islamische Regierung festgenommen und inhaftiert worden. Ich war in einer etwa 50 Quadratmeter großen Zelle mit 80 Frauen im Evin-Gefängnis. Folter war dort an der Tagesordnung, manchmal kamen nachts blutende Inhaftierte zurück in die Zelle, wir hörten Schüsse von Hinrichtungen – es war sehr beängstigend. Meine Eltern wussten zudem drei Monate lang nicht, wo ich festgehalten wurde.

Was hat Ihnen Kraft gegeben?

Die Solidarität der Frauen untereinander. Der Staat wollte uns brechen, uns unsere Identität nehmen. Wir haben uns gegenseitig gestärkt und gehofft, dass wir irgendwann wieder freikommen.

Sie waren zudem schwanger, als Sie inhaftiert wurden.

Das war für mich noch einmal dramatischer – im Detail möchte ich nicht darüber sprechen –, aber ich habe gehofft, dass meine Tochter gesund zur Welt kommt. Und geschworen, dass sie in Freiheit leben und sich frei entfalten kann.

Wie sind Sie rausgekommen?

Ich weiß nicht, vielleicht war Glück dabei und sie haben meine Unterlagen geprüft und nichts Schwerwiegendes gefunden. Nach anderthalb Jahren durfte ich auf Bewährung gehen. Nach einig

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