Das ist mein Ding!

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Im Berufsleben soll am besten alles geradlinig laufen. Aber manchmal gelangt man erst auf Umwegen dorthin, wo man eigentlich hingehört. Hier erzählen fünf Frauen, wie sie ihren Weg ins Handwerk gefunden haben – und damit zum Glück

JOBLIEBE AUF DEN ZWEITEN BLICK

Monika Schaffner, 52, aus Crailsheim studierte Sport und betrieb ein Fitnessstudio – jetzt ist sie Elektrotechnikmeisterin

Frau Schaffner, Sie haben erst mit fast 40 eine Ausbildung zur Elektronikerin gemacht. Dabei war Ihr Vater Elektriker. Warum sind Sie nicht sofort da eingestiegen?

Als Jugendliche wollte ich auf keinen Fall das Gleiche wie meine Eltern machen. Und ich hatte Lust auf ein Sportstudium. Außerdem war ich auf dem Gymnasium eine Niete in Mathe und Physik. Sehr lustig: Vor einem Jahr hatte ich Notdienst und der Kunde stellte sich als mein ehemaliger Physiklehrer heraus. Der sagte: „Moni, das ist jetzt nicht dein Ernst, wie um alles in der Welt hast du diese Ausbildung geschafft?“. Aber auf der Meisterschule sind mir die Fächer viel leichter gefallen, weil sie einen praktischen Bezug hatten.

Nach dem Sportstudium haben Sie erst mal ein eigenes Fitnessstudio aufgemacht. Wieso sind Sie nicht dabei geblieben?

Nach sechs Jahren konnte ich das Studio finanziell nicht mehr halten. Die letzten zwei Jahre habe ich es selbst geputzt, um meine 15 Mitarbeiterinnen zahlen zu können. Ein 14-Stunden-Tag war normal. Das rächte sich mit gesundheitlichen Problemen, ich hatte kleine Schlaganfälle. Für die Ärzte stand fest: Der Stress war die Ursache.

Wie ging es dann weiter?

Um Geld zu verdienen, arbeitete ich bei meinem Vater, später auch bei meinem Onkel, der ebenfalls einen Elektrobetrieb hatte. Um nicht immer nur die Tochter im Betrieb zu sein, beschloss ich mit fast 40 Jahren, noch die Ausbildung zur Elektronikerin für Energie- und Gebäudetechnik zu absolvieren. Da saß ich dann mit 16-jährigen Jungs in der Berufsschule – und es hat Spaß gemacht! Danach machte ich meinen Meister und übernahm den Betrieb meines Vaters. Der war stolz wie Harry. Heute frage ich mich oft: Warum nicht gleich so?

Was hilft, um eine Berufung schon früher zu erkennen?

Ein Praktikum. Das rate ich allen Frauen, die sich für das Handwerk – oder andere Berufe – interessieren. Probiert es aus! Nur dann seht ihr, ob es zu euch passt.

Auf den Baustellen sind Sie oft allein unter Männern. Viele Frauen würde das stören ...

... wenn man auf eine neue Baustelle kommt, muss man sich am Anfang tatsächlich ein bisschen behaupten. Aber die merken sehr schnell, dass ich etwas von meinem Job verstehe, und dann passt das. Grundsätzlich arbeite ich gerne mit Männern zusammen. Die sprechen Konflikte an, und danach ist auch wieder alles okay. Vor allem am Anfang war es aber super, dass ich ein weibliches Vor

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