Zurück zur Jugendliebe
Was passiert, wenn wir unsere Jugendliebe wiedersehen und neue Zuneigung spüren? Zwei Expertinnen über Romantik und Realismus, wenn nie ganz vergessene Gefühle wach werden
Andrea Micus
Die Autorin Andrea Micus (60) schreibt Liebesromane (u. a. die Reihe „Die kleine Finca am Mittelmeer“), deren Heldinnen über reichlich Lebenserfahrung verfügen. Romanzen im reifen Alter findet sie besonders spannend – vor allem, wenn der neue Partner kein Unbekannter ist
Seit sechs Jahren ist Daniela (48) wieder mit ihrer Jugendliebe Marcel (50) zusammen. „Wir waren ja schon einmal glücklich miteinander, da machte es Sinn, es noch mal zu wagen“, sagt die Kauffrau aus Köln. „Die über 20 Jahre Liebespause waren bei uns kein Problem“, erzählt sie und ist sich sicher: „Unser gemeinsames Glück ist jetzt für immer.“
„Es war wie nach Hause kommen“
2018 hatte Daniela an einem Winterabend plötzlich eine Nachricht erhalten. Marcel, der nach wie vor in ihrer Heimatstadt Merseburg lebt, hatte sie im Netz gefunden. Warum? „Ich hatte in all den Jahren immer mal wieder an sie gedacht“, gesteht er. „Sie stand für eine Zeit, in der alles noch leicht, schön, unbeschwert war. Wir kennen unsere Familien, alte Freunde, Daniela ist Teil meines Lebens. Ich sehnte mich nach dem Vertrauten.“
Auch Daniela spürte sofort Verbindung: „Alles war wieder da. Ich konnte ihn sehen, riechen, fühlen.“ Beide sagen: „Es war wie nach Hause kommen.“ Aktuell schmiedet das Paar, das eine Fernbeziehung führt, konkrete Zukunftspläne. Wenn die jeweiligen Kinder erwachsen sind, wollen sie zusammenziehen – in Merseburg.
„Rekindling“ liegt im Trend
Aufgewärmte Beziehungen sind im Trend. Dank Facebook, Instagram &Co. ist es kinderleicht, das Glück aus der Vergangenheit wieder ausfindig zu machen. „Wir hatten ja schon einmal eine intensive Zeit. Da ist es sinnvoll, es erneut zu wagen“, lautet ein beliebtes Argument, wenn sich Menschen auf die Suche nach der verflossenen Liebe machen. Daraus hat sich in den vergangenen Jahren ein globaler Trend bei der Partnersuche entwickelt, das sogenannte Rekindling (= „Wiederaufflammen“). Sogar ein neues Massenphänomen bei der Partnersuche? „Ja“, sagt Andrea Micus. „In der Lebensmitte sucht man nach Sicherheit und erinnert sich gern an früher. Man hat das Bedürfnis, sich auf eine bereits vertraute Person einzulassen – eine, von der keine Gefahr ausgeht, denn davon hatte man genug.“
Verklärter Blick und die Wirklichkeit
Doch ist das auch ein Garant für ein spätes Glück? „Nicht unbedingt, denn natürlich gibt es auch Schattenseiten“, so Andrea Micus. „Die Jugendlie
