Reportage
Pommernschafe – und was ihre Wolle alles kann
Funktionskleidung aus Schafwolle? Richtig gehört! Marco Scheel (34) aus Rügen produziert mit seinem Betrieb „Nordwolle“ Jacken und vieles mehr aus der Wolle von Pommernschafen. Die ist nämlich Wasser abweisend und zugleich isolierend
Es gab diesen einen Moment, der das Leben von Marco Scheel für immer veränderte. Er ist etwa 12 Jahre her: Der leidenschaftliche Windsurfer steht am Strand von Rügen und fragt sich, warum es eigentlich keine wärmenden und Wasser abweisenden Anzüge aus Schafwolle gibt. „Denn Softshell ist ja im Grunde Plastik.“
Wasser perlt einfach an der Wolle ab
Marco liebt Pommernschafe, die Wind und Wetter trotzen und dabei so genügsam sind. Er will, dass die Welt erkennt, was sie zu bieten haben. Dass sie „ihre Würde zurückkriegen“. Schon mit 14 kam er nämlich ins Grübeln: „Damals hatte mir ein Schäfer viel über diese tollen Tiere erzählt.“ Als er dann später noch erfährt, dass die Schäfer die Wolle nach der Schur sogar vernichten, weil sie kaum Geld dafür bekommen – beschließt der studierte Wirtschaftsingenieur, das zu ändern. Er dachte: „Es muss möglich sein, das Naturprodukt dieser alten Nutztierrasse nachhaltig zu nutzen und damit auch die Schäfer zu unterstützen!“
Marco Scheel macht sich schlau. Als 22-Jähriger nimmt er 1500 gesparte Euro in die Hand und beginnt, eine Wertschöpfungskette aufzubauen, obwohl keiner an seine Vision glaubt. Er kauft 300 Kilogramm Wolle, lässt sie in externen Betrieben in Deutschland waschen, spinnen, weben, walken, zuschneiden und nähen. Seine Idee: Daraus Funktionskleidung zu machen, die nicht zu öko aussieht und im Norden warm und trocken hält. „Die groben Fasern der Wolle dieser Tiere enthalten so viel Lanolin, dass Wassertropfen einfach abperlen. Früher wurde daraus sogar Segeltuch gewebt, dann wurden nur noch Chemiefasern produziert“, sagt er und schüttelt den Kopf.
Marco gibt den Tieren ihre Würde zurück
Scheel entwirft eine Stepp-Kollektion, die leicht ist und warm wie eine Daunenjacke. Bergsteiger testen sie auf 5000 Meter Höhe und sind begeistert. Dann kommen Bettdecken hinzu. Scheel zahlt den Schäfern ein Vielfaches dessen, was sie sonst bekommen, nämlich 1,70 Euro statt 30 Cent für ein Kilogramm Wolle. Was treibt ihn an? „Mein Ziel ist eine plastikfreie We
