Die Teppich-Tufterin

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Reportage

Flauschige Flower-Power für zu Hause

Schon mal was von „Tuften“ gehört? „Das ist wie Malen mit Garn“, sagt Textilkünstlerin Zeyu Cheng aus Berlin. Sie zaubert Läufer, Kissen, Wandbehänge und vieles mehr – und immer in fröhlichen Farben

Kunterbunt: Zeyu Cheng mit Nähpistole inmitten ihrer Textilkunst
Einmal abmähen:Mit einem Rasierer „mäht“ Zeyu alles auf eine Länge und saugt Fusseln ab
Text:Erika Krüger Fotos: Enzo Bregulla und Zeyu Cheng (10)

Wow,ist das bunt hier! Wer Zeyu Cheng in ihrem Berliner Atelier besucht, ist erst mal überwältigt. Überall hängen und liegen farbenfrohe handgemachte Läufer, Teppiche, Bilder, Kissenbezüge. Große Blumen, wilde Muster, je bunter, desto besser. Zeyu liebt es kurvig, außerdem Farben wie Lila, Orange und Pink und die 70er-Jahre. „Hippie-Muster machen mir einfach gute Laune“, lacht die 27-Jährige. Zeyu Cheng tuftet kuschelige Kunst.

Aber was genau ist Tuften eigentlich? Der Begriff stammt vom englischen Wort „tuft“ und bedeutet so viel wie mit Büscheln verzieren. „Ein jahrhundertealtes Verfahren zur Herstellung von Teppichen“, so Zeyu. Bei klassischer Auslegeware wird es maschinell eingesetzt. Doch immer mehr Kreative haben es jetzt wiederentdeckt und zaubern per Hand individuelle Stücke.

Dazu braucht Zeyu eine Maschine, die aussieht wie eine Pistole. Die knapp zwei Kilo schwere Tufting-Gun funktioniert in etwa wie eine Nähmaschine. „Das Werkzeug schießt den Wollfaden, der vorher durch die Nadel gezogen wurde, durch das Gewebe, das auf einem Rahmen fixiert ist“, erklärt Zeyu.

Die studierte Architektin steht jetzt vor dem Rahmen, drückt den Abzug und fährt mit fließenden Bewegungen über die vorher von ihr aufgezeichneten Linien auf dem Gewebe. Laut knatternd schießt das Garn durch den Stoff und füllt nach und nach das Bild aus. „Beim Tuften arbeite ich von der Rückseite, vorn entstehen die Garnschlaufen.“ Zeyu liebt, was sie tut: „Nach ein paar Stunden tut mir zwar der Rücken weh, aber es ist wunderschön, weil man sofort sehen kann, was man schafft. Für mich ist es wie Malen mit Garn.“

Zeyu hat das Tuften 2020 im Lockdown für sich entdeckt. „Ich wollte mit meinen Händen etwas Schönes herstellen“, erzählt sie. Im Netz findet sie verschiedene Tufting-Videos aus den USA.

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