Wie viel Vergessen ist normal?

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Was der Experte rät

In Deutschland leben rund 1,8 Millionen Menschen mit Demenz. Tendenz stark steigend. Zwischen normaler und krankhafter Vergesslichkeit zu unterscheiden, fällt oft schwer – und auch Schamgefühle spielen eine Rolle. Doch kognitive Einbußen sollte man abklären lassen

Oft bemerken Angehörige die Gedächtnis-Probleme
Fotos: Shutterstock (5), Dr. Willmar Schwabe

Mit zunehmendem Alter vergessen Menschen im Alltag häufiger etwas, das ist ganz normal. Doch Vergesslichkeit kann auch auf eine ernste Krankheit wie zum Beispiel Alzheimer hindeuten. Prof. Dr. Jens Kuhn, Facharzt für Neurologie, Nervenheilkunde, Psychiatrie und Psychologie in Köln, erklärt, wann Gedächtnislücken ein Fall für den Arzt sind, und gibt praktische Tipps, wie jeder etwas für seine Hirngesundheit tun kann.

Lieber Herr Professor Kuhn, was ist „normale Vergesslichkeit“?

Jens Kuhn: Den Begriff „normale Vergesslichkeit“ gibt es so gar nicht. Zwei Aspekte spielen aber eine Rolle: Wir sind ständig vielen Informationen und Sinneseindrücken ausgesetzt, können aber nur bestimmte Teile abspeichern. Im Zuge dieses ständig stattfindenden Auswahl-prozesses gehen Inhalte verloren, an die wir uns gerne erinnern würden, aber nicht mehr können. Auch können sich während des normalen Alterungsprozesses Gedächtnisleistungen verändern, ohne dass Vergesslichkeit für bestimmte Aspekte Grund zur Sorge sein muss. Und Faktoren wie Schlafmangel, Trauer oder Stress spielen eine Rolle.

Soziale Kontakte können vor Demenz schützen

Wie erkennt man, ob Vergesslichkeit über das normale Maß hinausgeht und wann sollte man zum Arzt gehen?

Weil einige Demenz-Betroffene störende Einbußen nicht wirklich realisieren, steht in solchen Fällen manchmal das Leid der Angehörigen im Vordergrund. Denn diesen bleiben immer offensichtlicher werdende Gedächtnis- und womöglich auch Orientierungsstörungen nicht mehr verborgen. In diesen Fällen sollte eine ärztliche Konsultation erfolgen. Im Rahmen der Früherkennung von Demenzerkrankungen wurde aber auch ein Stadium definiert, was mit der Begrifflichkeit „subjektive kognitive Beeinträchtigung“ bezeichnet wird. Derart Betroffene haben das Erleben, dass mit ihnen etwas nicht stimmt. Sie sorgen sich sehr davor, eine D