Am Tage lange belichten

10 min lesen

Mit sehr langen Verschlusszeiten lassen sich erstaunliche Effekte erzielen. Hier schildert uns Ronny Behnert sein Vorgehen von der Motivauswahl bis zur fertigen Aufnahme.

TEXT UND FOTOS RONNY BEHNERT

Herbstnebel vor Sonnenaufgang am Schloss Rheinsberg. Die warmen Erdfarben, der dezente Nebel und die recht klare Spiegelung machten den Baum perfekt für eine Langzeitbelichtung. f/8 | 447 s | ISO 100 | 22 mm | ND 3,0
Foto: © Ronny Behnert

Die ersten Schritte vor einer Aufnahme beginnen mit dem Blick aus dem Fenster. Das Wetter ist für Langzeitbelichtungen im Grunde essenziell. Schöne Sommertage mit strahlend blauem Himmel sind wunderschön, um die Seele baumeln zu lassen, aber fotografisch, besonders für Langzeitbelichtungen, eher ungeeignet. Könnte ich mir das Wetter aussuchen, würde ich mir einen bewölkten, schön strukturierten Himmel und wenig direktes Sonnenlicht wünschen. Besonders liebe ich diffuses, weiches Sonnenlicht, das keine harten Schatten wirft. Ändert sich das Wetter auf einem meiner Fototrips schlagartig und kommt die Sonne zum Vorschein, nehme ich es, wie es kommt. In diesen Situationen versuche ich immer, mich in Wassernähe aufzuhalten, um dort den Effekt der langen Belichtungszeiten auszunutzen. Je weniger Wolken in solchen Fällen zu sehen sind, desto schwieriger und belangloser wird der Himmel, sodass ich mich eher auf Langzeitbelichtungen am Wasser konzentriere. Harte Schatten möchte ich so gut es geht vermeiden. Das ist allerdings reine Geschmackssache. Viele Fotografen bevorzugen hartes, klares Licht und gestalten damit unglaublich gute Fotos.

Ist das Wetter perfekt, wende ich mich meinem Motiv zu. Viele meiner Wunschmotive habe ich mir auf einer Liste notiert, die ich nach und nach abarbeite. So entwickelt sich mit der Zeit ein festes Bild des jeweiligen Ortes im Kopf, das ich nach diesen Vorstellungen gestalten möchte. Wichtig hierbei sind der Sonnenstand und die Tageszeit. Die Sonne, egal ob hinter Wolken versteckt oder nicht, habe ich immer im Rücken oder schräg hinter mir, um eine gleichmäßig helle Aufnahme zu erhalten. Steht die Sonne frontal oder schräg vorn zur Kamera, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass der Himmel der erste Bildteil ist, der überbelichtet wird. Lange Belichtungszeiten sind somit nur schwer zu erreichen, ohne überbelichtete Flächen zu erzeugen. Um nicht unfreiwillig ein Selbstporträt zu schießen, berücksichtige ich meinen eigenen Schattenwurf, der nicht in den Bildausschnitt ragen sollte. Das gleiche Problem tritt auch oft mit dem Scha

Dieser Artikel ist erschienen in...

Ähnliche Artikel

Ähnliche Artikel