INTERVIEW
Thomas Wiedenmann, Head of ETF bei Amundi, prognostiziert eine noch größere Vielfalt im ETF-Markt. Aus seiner Sicht gibt es kein Finanzprodukt, mit dem Anleger zuletzt so zufrieden waren
Die Börse jagen zu immer neuen Höchstständen. Manche Anleger wird die Rally unheimlich. Sind ETFs in dieser Marktsituation die richtige Wahl?
Thomas Wiedenmann: Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. In Europa werden mehr als 3 000 ETFs angeboten. Die einen bilden breit diversifizierte Aktienindizes ab, andere setzen einen Fokus auf Qualitätsaktien, bestimmte Länder, Regionen oder Branchen. Dabei machen ETFs in der Regel das, was sie versprechen: Sie bilden einen Index so genau wie möglich ab. Entsprechend nutzen viele Anleger ETFs inzwischen, um in die jeweiligen Märkte zu investieren – in Form von Einmalanlagen oder in einem Sparplan. Die Erfahrung zeigt dabei, dass man sich von Marktbewegungen nicht zu stark beeinflussen lassen und vor allem Sparpläne weiterlaufen lassen sollte. Schließlich kann niemand verlässlich vorhersagen, wie die jeweilige Börsenphase weitergehen wird.
Was ist mit dem richtigen Timing für den Ein- und Ausstieg?
Wiedenmann: Beim kurzfristigen Timing immer richtig zu liegen, gelingt selbst Profis nicht. Wenn Investoren einen Anlagehorizont von mehreren Jahren haben, sind tägliche Schwankungen außerdem kaum relevant. Sinnvoller ist es, mit regelmäßigen Anlagen vom Durchschnittkosteneffekt zu profitieren.
Ist es angesichts der unübersichtlichen Marktlage und der geopolitischen Risiken ratsam, sein Pulver – sprich Geld – trocken zu halten?
Wiedenmann: Es ist im Allgemeinen sinnvoll, einen gewissen Teil seines Vermögens quasi als Notgroschen so anzulegen, dass man jederzeit darüber verfügen kann. Das ist auch über geldmarktnahe beziehungsweise Overnight-ETFs möglich. Wegen der gestiegenen Zinsen stehen diese ETFs auch als Alternative zu Tagesgeldanlagen derzeit hoch in der Gunst von Anlegern. Mit Blick auf die erwarteten Zinssenkungen durch die amerikanische Notenban