Wir brauchen einen Mentalitätswandel“

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INTERVIEW

Den Einstieg bei Nvidia verpasst? Macht nichts! Bert Flossbach fasst die KI-Aktie nicht an. Der Gründer und Vorstand von Flossbach von Storch sagt, warum Nvidia das Cisco-Schicksal droht und wo er noch Qualität zu günstigen Preisen findet

Herr Flossbach, viele Aktienmärkte befinden auf Allzeithoch, ebenso die Kurse von Gold und Bitcoin. Selbst Anleihen sind gestiegen. Wir könnten es also kurz machen und uns zufrieden zurücklehnen?

Bert Flossbach: Zufriedenheit sollte nicht mit Naivität verwechselt werden. Wir wissen beide: Im Hintergrund lauern immer Risiken. So gesehen, sind erst einmal die Fallhöhen gestiegen.

Eine Aktie, der Anleger derzeit am meisten huldigen, ist die Nvidia. Die ist inzwischen höher bewertet als alle Halbleiteraktien zusammen. Bringt Sie das zum Zweifeln?

Flossbach: Nein, zum Rechnen. Die fundamentale Entwicklung von Nvidia ist in der Tat außerordentlich gut. Ich vergleiche das gerne mit der Entwicklung von Cisco in den 90er-Jahren, die mit ihren Switches und Routern den gesamten Internetverkehr gelenkt hat und deshalb als die Internetaktie schlechthin galt. Cisco war im Jahr 2000 mit einem Börsenwert von rund 600 Milliarden Dollar bewertet. Die Entwicklung bei Nvidia zeigt eine gewisse Ähnlichkeit. Das ist offenkundig eine Firma, die mit ihren H100-Chips am meisten vom KI-Thema profitiert. Nvidia hat sich einen Wettbewerbsvorsprung erarbeitet und auch einen gewissen Schutzwall gegenüber der Konkurrenz geschaffen, da die Chips nicht so einfach nachzubauen sind. Fundamental ist das bisher alles nachvollziehbar.

Aber? Allein die Umsätze sind im vierten Quartal um 265 Prozent gestiegen, die Gewinne um 983 Prozent...

von HEIKE BANGERT

Vita

Geb. 1961 im Bergischen Land, Studium der Betriebswirtschaftslehre, Universität zu Köln, Promotion in Innsbruck

Berufseinstieg 1988 bei der Matuschka Gruppe, München, 1991

Wechsel zu Goldman Sachs, Frankfurt

1998 Gründung der Flossbach von Storch AG, als Vorstand verantwortet er die Bereiche Research und Investment-Management

ANLAGEPROFI FLOSS-BACH: Wohlfühlaktien führen zu einer gefährlichen Selbstgefälligkeit
Foto: M. Kohl/Flossbach von Storch

Flossbach: Das kommt von der niedrigen Basis des schwachen Vorjahresquartals. Entscheidend ist, was uns dieses Jahr erwartet. Bei einer nochma-Das ganze Interview mit Bert Flossbach senden wir im Podcast FOCUS MONEY talks (64. Episode) überall dort, wo es Podcasts gibt, oder scannen Sie diesen QR-Code.

ligen Verdopplung der Gewinne in Richtung 50 oder 60 Milliarden Dollar wären wir bei einer 40-fachen Bewertung. Das ist eine stolze Größe und setzt voraus, dass die Firma auch nach 2024 so wächst. Es ist möglich, dass Nvidia Microsoft als wertvollste Aktie der Welt überholt. Doch schon jetzt entwickelt sie sich besser als die Firma selbst. Und da

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