Vor einer neuen Kursrally?

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ANLEIHEN

Die Märkte rechnen mit einer Welle von Zinssenkungen, initiiert durch die Notenbanken. Das würde Gewinne bei Anleihen bringen, vor allem auch bei langlaufenden Staatsbonds

PROZENTE FISCHEN: An den Rentenmärkten scheint der Startschuss für steigende Kurse zu fallen

An der Börse wird zum Einsteigen nicht geklingelt, lautet eine alte Parkett-Weisheit. Diesmal scheint es doch so zu sein. Zumindest, was Engagements am Rentenmarkt angeht. Denn die Einhelligkeit der Meinungen verblüfft. „Wir gehen davon aus, dass erste Zinssenkungen im Juni erfolgen werden“, meinen die Experten der französischen Axa Investment zu dem weiteren Kurs der Europäischen Zentralbank. „Die Währungshüter nehmen den Juni ins Visier“ stellt Daniel Hartmann, Chefvolkswirt beim Vermögensverwalter Bantleon fest. „Der Juni bliebt Monat der Wahl“, so Sandra Rhouma vom US-Investmenthaus Alliance Bernstein. Die Reihe ließe sich problemlos fortsetzen.

Kommt das so, wäre dies der letzte Aufruf an zinsaffine Anleger zu handeln. Ist die Börse überzeugt, dass die Notenbanken ab Juni eine Zinssenkungswelle einleiten, wird sie nicht bis dahin warten. Schon seit Anfang März bröckeln die Renditen an den Kapitalmärkten, die Kurse ziehen an. Der Trend könnte sich im April/Mai verstärken.

Bedeuten würde das auch: Jetzt gilt es, eher auf länger laufende Anleihen oder Fonds mit solchen Papieren zu setzen. Dort ist der Kurshebel im Falle künftig sinkender Zinsen am größten. Damit kommen Staatsanleihen wieder stärker ins Spiel. Hier lassen sich Titel mit weit längeren Laufzeiten fin- den als etwa bei Firmenbonds. Das geht hin bis zu hundertjährigen Anleihen wie bei der Republik Österreich (WKN: A19PCG und A28Y97) oder dem Bundesland Nordrhein-Westfalen (WKN: NRW0LQ und NRW0MP) mit Turbo-Kursreaktionen bei Zinsveränderungen – in beide Richtungen.

Notenbanken signalisieren Entspannung. Was die Marktbeobachter so zuversichtlich stimmt, sind die Worte von Präsidentin Christine Lagarde bei der jüngsten EZB-Sitzung. Die Euroraum-Inflation, zuletzt bei 2,8 Prozent (Kerninflation 3,3 Prozent), will die Notenbank „zeitnah“ auf das EZB-Mittelfristziel von zwei Prozent drücken.

Erreicht werden soll dies bis 2026. Parallel dazu könnte dann die Zentralbank ihren derzeit noch bremsenden Leitzins auf neutral stellen, sprich von aktuell 4,5 Prozent auf zwei Prozent oder leicht darunter. Die Zinsen an den Kapitalmärkten werden sich daran ausrichten.

Allerdings handelt die EZB nicht allein. Als genereller Taktgeber fungiert oft die amerikanische Fed, die bei Erscheinen dieser FOCUS-MONEY-Ausgabe erneut tagt (20. März). Sie begann eher mit Zinserhöhungen und hob die Sätze auch stärker an, auf zuletzt 5,25 bis 5,50 Prozent. Entsprechend größer ist ihr Spielraum nach unten. Auch hier zielten die Erwartungen für die erste Senkun

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