Die solide Finanzstärke eines Versicherers ist immer von Vorteil“

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INTERVIEW

Maximilian Happacher, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV), zur Bonität und zu den Perspektiven der Versicherer

Letztes Jahr haben erstmals alle Lebens- (LV) und Krankenversicherer (PKV) die europäischen Bonitätsanforderungen ohne Übergangsregelungen erfüllt. Steht also bei der Kapitalisierung der Gesellschaften alles zum Besten?

Maximilian Happacher: Lassen Sie mich da etwas ausholen: Für ein langfristig ausgerichtetes Geschäftsmodell wie die Lebens- und private Krankenversicherung sowie allgemein die Altersvorsorge ist es eine Herausforderung, wenn innerhalb eines Jahres ein Zinsanstieg um etwa 400 Basispunkte erfolgt. Aber der stellen wir uns gern, weil das letztlich die eigene wirtschaftliche Situation entspannt. Doch selbst in der schlimmsten Zeit vor drei bis vier Jahren haben wir gezeigt, dass wir auch unter extrem schwierigen Umständen ohne äußere Hilfsmaßnahmen durch die Phase kamen. Es gab keinen Sicherungsfall in Deutschland und es gab auch keine Staatszuschüsse. Wir haben die Garantien im Bestand, die bei 2,5 bis vier Prozent lagen, jederzeit ohne Probleme bedient.

Dafür musste aber zusätzliches Kapital für die sogenannte Zinszusatzreserve zurückgestellt werden?

Happacher: Das ist klar, aber das Kapital kam aus dem Versicherungskollektiv und geht nun auch wieder sukzessive an dieses zurück. Die Gelder hat also die Branche selbst aufgebracht, wir haben es aus eigener Kraft geschafft. Heute ist es nun so, dass es diesen starken Zinsanstieg gab, der dazu führte, dass neue Kapitalanlagen besser verzinslich angelegt werden können und es damit leichter fällt, die Garantien zu bedecken. Damit gehen auch die bekannten stillen Lasten einher. Denn Teil der Wahrheit, warum wir die Niedrigzinsphase so gut überstanden haben, ist, dass rechtzeitig vermehrt langfristige Kapitalanlagen gekauft wurden.

Wird das jetzt zum Problem, weil einige Gesellschaften die stillen Lasten auflösen, um wieder höherverzinsliche Neuanlagen zu tätigen?

Happacher: Mit ihrem sehr langfristigen Geschäftsmodell ist die Branche nicht darauf aus, kurzfristiges Trading mit Kapitalanlagen zu betreiben. Typischerweise werden die Verpflichtungen bis zur Endfälligkeit gehalten. Wenn wir aber jetzt ablaufende Kapitalanlagen oder frische Gelder über Beiträge neu anlegen, ist der Vorteil, dass wir die deutlich besser verzinslich anlegen können als in den letzten Jahren. Und das wird sich sukzessive in die Bestände reinarbeiten.

Und die Stornogefahr, weil Kunden jetzt Policen kündigen und lieber in andere Geldanlagen investieren?

Happacher: Man muss sich immer vor Augen führen, was denn Sinn und Zweck der Anlage in LV oder PKV ist: Da geht es nicht um eine Kapitalanlage im Sinne eines kurzfristigen Investments, sondern es geht um Altersvorsorge oder Gesundhei

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