Stern-Stunde

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OLDTIMER

Der Boulevard-Roadster 190 SL von Mercedes-Benz feiert dieses Jahr seinen 70. Geburtstag. Anlass genug, um auf die glorreiche Historie und die Wertentwicklung des Lieblings der Haute Volée zu blicken

GUTES für GENIESSER

SEHR SERIÖS: In schwarzem „Frack“ mit cremefarbenen Ledersitzen schindet der Mercedes 190 SL mächtig Eindruck
FORMIDABLE FRONT: Mit Anleihen des „Bruders“ 300 SL
CHEFSACHE: Walter Häcker (links) feilte am Design des SL 190

Er war der Frauenschwarm des internationalen Showbiz! Gina Lollobrigida, Grace Kelly, Zsa Zsa Gabor und auch Romy Schneider ließen sich auf Ausfahrten mit dem geschniegelten Sonnyboy gern bestaunen und den Wind um die Nase wehen. Aber auch die Männer des Top-Entertainments, beispielsweise Frank Sinatra, Cary Grant, Alfred Hitchcock und Ringo Starr, hatten ein Faible für den Deutschen und seine Eleganz. Zudem konnte der Beau die Herzen der Literatinnen erobern, etwa jenes von Françoise Sagan, dem kühnen Enfant terrible der französischen Literaturszene.

Selbst das älteste Gewerbe der Welt hielt große Stücke auf ihn, besonders die für ihre Kontakte zu Politikern und Wirtschaftsbossen bekannte Edel-Prostituierte Rosemarie Nitribitt.

Seinen kometenhaften Aufstieg in die Welt der Schönen und Reichen hatte der coole Kerl sicherlich Max Hoffman zu verdanken. Sportwagen-Fan Hoffmann wusste, wie man die Herzen der High Society gewinnen konnte. Und so feilte der smarte Mercedes-Importeur Hoffmann maßgeblich am Auftritt seines feinen, deutschen Zöglings. Mit großem Pomp führte Max sein „Ziehkind“ am 6. Februar 1954 auf der International Motor Sports Show in New York in die amerikanische Haute Volée ein. Die Rede ist vom mondänen Mercedes-Benz 190 SL.

Nur wenige Autos waren damals so begehrt in erlauchten Kreisen wie der offene Zweisitzer mit dem Silberstern. Vor allem die betuchten Yankees fuhren mächtig auf den Sonnenanbeter ab: Vertriebs-Genie Hoffmann nahm Mercedes 40 Prozent der bis 1963 insgesamt rund 26 000 produzierten 190 SL ab, was der Nobel-marke reichlich Greenbacks in die Kasse spülte. „Als kleiner Bruder des Mercedes-Benz 300 SL vom damaligen Mercedes-Chefkonstrukteur Walter Häcker konzipiert, teilt der 190 SL Roadster einige stilistische Merkmale des genialen Super-Flügeltürers“, erklärt Marius Brune, Geschäftsleiter von Classic-Data, renommierter Marktbeobachter klassischer Fahrzeuge.

Dazu gehören beispielsweise die Frontmaske, die Stoßstangen und die Frontscheinwerfer sowie Teile der Motorhaube. Während die Karosserie des 190 SL aus Stahlblech gefertigt wurde, bestanden Motorhaube, Kofferraumklap

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