„Erzeugt Riesenfrust“

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INTERVIEW

Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will im Februar seine Vorschläge zur Renten-Reform präsentieren. Der Wirtschaftsweise Martin Werding ist skeptisch

Foto: U. Völkner/Sachverständigenrat Wirtschaft

Hubertus Heil will noch im Februar seine Vorschläge zur Renten-Reform vorlegen. Kommt jetzt der große Wurf?

Martin Werding: Bestimmt nicht. Die Bundesregierung hat schon in ihrem Koalitionsvertrag erkennen lassen, dass es in dieser Legislaturperiode bei der Rente keinen großen Wurf gibt. Möglichst viel soll unverändert bleiben: Rentenalter und Beitragssatz sollen nicht steigen, das Rentenniveau soll nicht sinken. Für den letzten dieser Punkte braucht es aber eine Rechtsänderung. Genau die wird jetzt vorbereitet. Das klingt alles schön, aber es passt nicht zu unserer demografischen Entwicklung.

Was müsste Heil denn jetzt primär anpacken?

Werding: Der Sachverständigenrat hat sich in seinem letzten Jahresgutachten intensiv mit der Altersvorsorge befasst. Die zunehmende Anspannung der Rentenfinanzen hat zwei Ursachen, auf die man gezielt reagieren muss. Weil die Lebenserwartung immer weiter steigt, sollte die Regelaltersgrenze nach 2030 langsam weiter erhöht werden. Und wegen der gesunkenen Geburtenzahlen benötigen wir mehr ergänzende kapitalgedeckte Vorsorge, besser gestaltet und weiterverbreitet als bisher. Beides nimmt langfristig Druck aus dem System.

In den nächsten Jahren gehen die Babyboomer in Rente. Das wird den Druck auf das System weiter erhöhen...

Werding: Ganz genau. Daher hat der Rat weitere Optionen geprüft, um die Berechnung der Renten oder ihre jährlichen Anpassungen zu dämpfen. Jede Variante belastet verschiedene Gruppen, aber man kann sie geschickt kombinieren, um besondere Härten auszugleichen. Als Sofortmaßnahme könnte man die vorzeitige Rente ohne Abschläge auf langjährige Geringverdiener beschränken.

Wie lange lassen sich die aktuellen Rentenbeitragssätze und die viel beschworene Haltelinie von 48 Prozent noch finanzieren?

Werding: Es kommt darauf an, wie weit die Reserven reichen, die die Rentenversicherung in den guten Jahren vor 2020 angesammelt hat. Die ak-tuellen Sparbeschlüsse der Bundesregierung beschleunigen den Abbau, weil die Bundeszuschüsse jetzt mehrfach gekürzt wurden. In zwei bis drei Jahren springt der Beitragssatz schlagartig auf annähernd 20 Prozent. 2040 sind wir ohne Haltelinie bei über 21 Prozent, mit Haltelinie bei 22

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