Schlimmer geht (n)immer!

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CHINA

Chinas Wirtschaft könnte zur größten Überraschung in 2024 werden. Wer an der Börse auf eine Gegenbewegung wetten will, achtet auf den Einsatz – und setzt auf Top-Fonds und BYD

STURMTIEF ÜBER CHINA: Clevere Anleger sind vorbereitet, wenn das Wetter umschlägt
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Wenn Chinesen heimische Aktien kaufen, sprechen sie von „Chao gu“, wörtlich übersetzt so viel wie „Aktien braten“. Börsengeschäfte in der Volksrepublik gleichen demnach der Zubereitung eines Wokgerichts: Die Zutaten werden schnell erhitzt und gewendet.

Vorsicht: Verbrennungsgefahr! Das Risiko dabei: Wer nicht aufpasst, verbrennt sich die Finger. Auf umgerechnet rund 25 Milliarden US-Dollar beziffert die Maklergesellschaft Zheshang Securities den Wert der Aktien, die an chinesischen Börsen von einer Zwangsliquidation bedroht sind. Wertpapiere, die zuvor teils mit Kredit gekauft wurden, stark an Wert verloren haben und nun Nachschussforderungen (sogenannte „Margin Calls“) nötig machen, die ihre Besitzer nicht aufbringen können oder wollen – und aussteigen. Die klügste Strategie für Anleger, die im Riesenreich investieren wollen, scheint nach 2023 auch dieses Jahr zu heißen: Machen Sie etwas anderes!

Statt für einen Betrag „X“ China-Aktien zu halten, war es 2023 profitabler, in gleicher Höhe auf Bargeld zu sitzen –und davon fünf bis zehn Prozent aus dem Fenster zu werfen. Der CSI 300, der die wichtigsten Titel an den Börsen Schanghai und Shenzhen umfasst, fiel (in Yuan gerechnet) auf den tiefsten Stand seit fast fünf Jahren. Eine bittere Bilanz, insbesondere vor dem Hintergrund, dass anderswo in der Welt die Börsen ordentlich Boden gutmachen. So sind die Aktienmärkte in Indien, Japan (s. Seite 25), Südkorea und Taiwan allesamt sprunghaft gestiegen. Getragen durch die Kursrally der „Magnificent Seven“ (Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia, Tesla) verbucht der Nasdaq-Composite-Index auf Jahressicht ein Plus von mehr als 30 Prozent. Ein Gewinn, den es zu nutzen gilt. Aber dazu später mehr.

Gefährliches Virus. China dagegen kämpft einen Mehrfronten-Krieg. Wirtschaft und Profitabilität der Unternehmen schwächeln. Die politischen Rahmenbedingungen ja-gen Investoren in die Flucht. Wegen schärferer Regulierungen im Bereich Online-Gaming fielen die Kurse von Anbietern wie Tencent ins Bodenlose. Und: US-Firmen wird untersagt, Chips der neuesten Generation an chinesische Firmen zu liefern. Folge der Regulierungswut: Die Einzelhandelsumsätze wuchsen zum Jahresende so schwach wie seit September nicht. Deflation, heißt das Virus, das in China grassiert: Die Käufer halten sich in Erwartung weiter sinkender Preise zurück und verschlimmern die Lage zusätzlich. Nicht zu vergessen: der angezählte Immobiliensektor. Nicht auszudenken, was passiert, wenn dieser zusammenbricht.

Anleger meiden China…

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