Wir steuern auf ein Goldilocks-Szenario zu

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INTERVIEW

Es gibt handfeste Gründe, die für mehr Optimismus an den Anlagemärkten sprechen. Werner Krämer, Chefökonom von Lazard Asset Management, erläutert, warum 2024 ein gutes Aktienjahr werden dürfte

IDEAL FÜR AKTIEN waren in der Vergangenheit Zinssenkungsphasen ohne eine tiefere Rezession

Allen Unkenrufen zum Trotz bereiten sich die USA auf ein Soft Landing vor. Halten Sie das gleichfalls für möglich?

Werner Krämer: Durchaus. Aber es ist in der Tat verblüffend, dass ein Land eine Zinserhöhung um fünf Prozentpunkte so locker wegsteckt. Im vierten Quartal 2023 ist die US-Wirtschaft hochgerechnet auf das Jahr um 3,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal gestiegen. Einstige Globalisierungsgewinner wie Deutschland, Österreich, die Niederlande und Schweden hingegen befinden sich in der Krise. Ihr Businessmodell geht durch ideologische Konflikte und die Veränderung der Globalisierung nicht mehr richtig auf. Die USA profitieren von ihrem großen Binnenmarkt. Der Außenhandel in Deutschland beträgt rund 80 Prozent. In den USA sind es 20 Prozent.

Noch brummt die US-Wirtschaft

In der US-Wirtschaft werden nach wie vor viele Jobs geschaffen. 2023 ist sie um 3,3 Prozent gewachsen

Foto: M. Joppen/Lazard Asset Management

Könnte das dicke Ende einfach später kommen?

Krämer: In der Regel dauert es 18 Monate, bis sich Zinsänderungen in der Realwirtschaft niederschlagen. So gesehen wären das bereits überfällig. Was viele Ökonomen übersehen haben, ist, dass Joe Biden dem Markt etwa über den ‚Inflation Reduction Act‘ Tausende von Milliarden Dollar zur Verfügung gestellt hat. Die Sparer und Konsumenten haben immer noch die Taschen voll. Das Brummen wird zwar weniger. Aber es sieht in der Tat danach aus, als bekämen wir zum ersten Mal seit Ewigkeiten eine weiche Landung.

Welche Rolle spielt dabei die Präsidentschaftswahl im November?

Krämer: Eine beträchtliche. Nach Bill Clintons Slogan ‚It‘s the economy, stupid‘ müsste Joe Biden bei der guten Wirtschaftslage die Wahl gewinnen. Dass er trotz des boomenden Arbeitsmarkts so unbeliebt ist, muss der Inflation zugeschrieben werden. Große Teile der Bevölkerung scheinen ihm die Schuld für die Teuerung zu geben. Stattdessen darf sich Donald Trump gute Chancen ausrechnen. Für die Wirtschaft wäre das fatal. Möglich, dass die Fed deshalb früher die Zinsen senkt, als sie es sonst getan hätte.

Die Fed würde das öffentlich vermutlich weit von sich weisen. Welchen Einfluss hätte das Vorziehen auf d

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