Im ökologischen Zangengriff

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VOESTALPINE

Der Konzern profitiert von der wachsenden Nachfrage der Bahn- und Luftfahrtindustrie sowie der Energiebranche. Doch Wirtschaftsflaute und Bürokratie dämpfen die Zuversicht

STAHL FÜR SCHIENEN: Die globale Renaissance der Bahn nutzt Konzernen wie der Voestalpine
Foto: M. Kaiser/Voestalpine

Ganze 28 Minuten nahm sich Herbert Eibensteiner Zeit, um seine Neun-Monatsbilanz des laufenden Geschäftsjahres 2023/24 zu präsentieren. Der nüchterne Chef des Stahlkonzerns Voestalpine redete bei seiner Präsentation im blauen Turm auf dem riesigen Stahlgelände in Linz nicht um den heißen Brei herum. Seine Botschaft war klar: „Entscheidend wird sein, dass die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandortes sichergestellt wird. Kernpunkte hierfür sind der Ausbau der erneuerbaren Energieversorgung und der Netze sowie die Verlängerung der Strompreiskompensation bis 2030“, sagte der Vorstandschef.

Die Voestalpine leidet wie die gesamte Branche unter der Energiewende. In den ersten neun Monaten sank der Umsatz des Stahlkonzerns um knapp neun Prozent auf 12,4 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sank im gleichen Zeitraum sogar um fast 32 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Die klimapolitischen Ziele bei sehr hohen Kosten für Energie und Emissionen zu erreichen, ist schwieriger denn je. Der ökologische Zangengriff wird noch durch ständig neue Vorgaben der EU verstärkt. „Bitte nicht noch mehr Bürokratie“, appellierte Eibensteiner eindringlich an die Adresse der EU-Kommission. Er spielte auf geplante Lieferkettengesetz der EU an –ein bürokratisches Monstrum. Der CEO sprach von „unerfüllbaren Informationslasten“ der EU.

Noch befinden sich Stahlkonzerne wie die Voestalpine im Würgegriff der schwachen Konjunktur, insbesondere in Europa und China. Eibensteiner hat derzeit „keine positiven Erwartungen“ für eine schnelle wirtschaftliche Erholung in Europa. Seine Hoffnungen ruhen auf Nordamerika mit seiner robusten Wirtschaft.

In diesem schwierigen konjunkturellen Umfeld wird gerne übersehen, dass Stahl - egal ob grün oder nicht - auch in Zukunft unverzichtbar sein wird. Die Voestalpine verzeichnet aus der Eisenbahn- und Luftfahrtindustrie sowie aus dem erneuerbaren Energiesektor seit Monaten eine steigende Nachfrage. Auch in der Autoindustrie ist der Bedarf konstant. Voestalpine als Hersteller von Spezialstählen profitiert zudem vom globalen Umstieg auf die Elektromobilität. Denn um die schweren Batterien in der Karosserie zu verankern, wird mehr Stahl als in Verbrennerautos verbaut. Rückläufig ist eher die Entwicklung aus der Bau-, Maschinenbau- und Bauindustrie.

Krisenerprobtes Tandem. Eibensteiner ist ein CEO mit langem Atem. Sein Vertrag ist bereits im vergangenen Sommer bis zum Jahr 2029 verlängert worden. Wolfgang Eder, sein Vorgänger an der Spitze des Konzerns

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