Alles wird gut?!

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Kriege, Krisen, Klimakollaps. Fahren wir alles gegen die Wand – oder sehen wir zu Unrecht schwarz? Ein Plädoyer für die Zuversicht, ohne die die Welt nicht zu retten ist

Klar, dass eine Geschichte über den Optimismus mit einem Himmel ohne Wolken beginnen muss. Einem Himmel, der als letzter verheißungsvoller Vorhang eine märchenhafte, magische Zukunft verhüllte. Eine bessere Welt. Der Himmel, so erinnerte sich Hillary Howard, Wetteransagerin beim Sender WUSA-TV in Washington, sei „außergewöhnlich blau“ gewesen. Ein „fantastisches Blau“, schwärmte Jim Daly, Polizist in Arlington County, Virginia. Als sei der Himmel „geputzt“ worden, sagte Jay Jonas, Captain beim Wagen 6 der New Yorker Feuerwehr. Auch Michael Lomonaco kann das „tiefe, tiefe Blau“ jenes Tages nicht vergessen. Er war Küchenchef im Restaurant „Windows on the World“ im 106. Stock des Nordturms.

Am Vorabend war ein Sturm über New York gezogen, und an jenem klaren Herbstmorgen brach im blauen Himmel über Manhattan das Höllenfeuer aus. Terroristen steuerten zwei Passagierflugzeuge in die beiden Türme des World Trade Centers.

Ein weiterer entführter Jet krachte ins Pentagon in Washington. Ein viertes Flugzeug stürzte ab, bevor die Luftpiraten die Maschine als Bombe in das ausgesuchte Ziel fliegen konnten.

Das Memorial Center in New York erinnert an 2983 Menschen, die durch die Anschläge des 11. September 2001 ihr Leben verloren. Etwa 3000 Kinder verloren an jenem Tag zumindest ein Elternteil. 6000 Menschen wurden verletzt. Mit dem 11. September, live verfolgt von einem Milliardenpublikum, ließ das Böse die Menschheit gleich zu Beginn des neuen Jahrtausends wissen, dass alles beim Alten sei – dass es auf Hoffnung und Zuversicht nur eine Antwort gebe: Hohn und Spott.

Spott begleitet den Optimismus seit jeher. Es war der deutsche Gelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz, der im 18. Jahrhundert für seine These, der Mensch lebe „in der besten aller möglichen Welten“, als naiver Schönredner geschmäht wurde; als „Optimist“.

Der 1. November 1755 ruinierte das Ansehen Leibniz’ bei vielen Zeitgenossen. An diesem Tag zerstörte ein Erdbeben (und ein nachfolgender Tsunami) die Hafenstadt Lissabon beinahe vollständig. Bis zu hunderttausend Menschen starben. Wie sei, so fragte sich ein erschüttertes Europa, in einer angeblich von Gott geplanten Ordnung ein derartiges Übermaß an Zerstörung und Leid möglich? Und wie könne man angesichts dieser Heimsuchung ernsthaft von der „besten aller möglichen Welten“ reden?

Dabei hatte Leibniz die „Übel“, die den Menschen jagen und peinigen, nicht geleugnet. Vielmehr müsse sich der Mensch auf die nun einmal gegebene Welt einlassen – und akzeptieren, dass Gutes oft nur zu erlangen sei, wenn man das Schlech

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