„Wir nannten uns Fortschrittskoalition“

16 min lesen

POLITIK

Rente, Haushalt und Atomkraft: Kein Tag vergeht ohne Streit in der Ampel – und er steht häufig im Zentrum: Robert Habeck. Welche Fehler bereut er? Träumt er noch vom Kanzleramt? Und warum mag er Söder weniger als Merz?

Mann mit Zuversicht? Wirtschaftsminister Robert Habeck glaubt an den Fortbestand der Ampel
FOTOS VON ROMAN GOEBEL UND JELKA VON LANGEN

Auf den Fluren im Ministerium ist es an diesem Montag leise und leer. Der Chef hat vorhin auf der Tourismus-Messe Optimismus versprüht, doch in den Medien läuft besser, dass sich Annalena Baerbock in der Kanzlerfrage nicht geschlagen geben will. Wir haben für 78 Fragen eine Stunde und sechs Minuten Zeit.

Herr Habeck, auf einer Skala von 1 bis 10 – wie genervt sind Sie heute Morgen aufgewacht?

Gar nicht! Ich bin ausgesprochen gut gelaunt aufgewacht. Also nur eine 0,5.

Obwohl der Streit in der Ampel immer weitergeht? Jetzt die Rente! Könnte die zum Knackpunkt werden?

Dass der Streit zwischen FDP und SPD jetzt so deutlich ausgetragen wird, überrascht mich. Das Rentenpaket war geeint. Wir im Wirtschaftsministerium hatten damit anfangs ein paar Probleme, weil uns die schuldenfinanzierte Aktienrente nicht auf Anhieb überzeugt hat. Mit dem Ergebnis konnten wir aber letztlich leben.

Und nun fordert die FDP eine Einschränkung der Rente mit 63 …

Ich verstehe und teile das Ziel der FDP, dass möglichst viele Menschen auch in höherem Alter arbeiten. Deshalb werbe ich dafür, Menschen stärkere Anreize für Arbeit zu geben, wenn sie eigentlich schon in Rente gehen könnten. Das wird nun zwischen dem Bundeskanzler, dem Finanzminister und mir beraten. Es gibt für alle offenen Fragen einen Prozess.

Sie geben die Schweiz. Normalerweise sind Sie und Herr Lindner ziemlich verhakt.

Das würde ich so nicht sagen. Dreierkonstellationen sind nie statisch. Wir haben im Klima- und Energiebereich sicher viel diskutiert. Aber meine Arbeit zielt darauf, die Koalition zusammenzuhalten, und dazu will ich auch jetzt meinen Teil beitragen.

Könnte es sein, dass es sich ein weiteres Mal vor allem um einen symbolischen Streit der Koalitionspartner handelt?

Ich unterstelle jetzt mal allen, dass es ihnen um ein ernstes Anliegen geht, nicht um ein Dribbeln für die Galerie. Man kann die unterschiedlichen Standpunkte einen. Das ist gar nicht so schwer.

Kein Tag vergeht ohne die Frage: Wie lange hält diese Chaos-Ampel noch durch?

Die hält bis zum Wahltag 2025.

Aber nie war eine Regierung unbeliebter. Haben Sie nicht schon mal gedacht: Besser nicht regieren als schlecht regieren?

Noch nie! Das ist wirklich der am weites

Dieser Artikel ist erschienen in...