Californication

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Das Zerwürfnis mit Parteichef Friedrich Merz ist vorerst beigelegt, die CDU gibt sich geschlossen. Wie geht Hendrik Wüst damit um? Auf einer Amerikatour sucht der Ministerpräsident nach neuen Visionen

 
Nachdenklich In der Downtown von Los Angeles gibt Hendrik Wüst ein Statement zur Eskalation im Nahen Osten

Eigentlich wäre Hendrik Wüst ja gern Basketballer geworden. Fast beiläufig erzählt er das. Am fünften Tag seiner Reise durch die USA. Denn da ist ihm gerade dann ein echter Coup gelungen. Neben dem Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen steht: Detlef Schrempf, 61, der erste erfolgreiche NBA-Spieler aus Deutschland. Mit seinen 2,08 Metern überragt der gebürtige Leverkusener sogar noch den groß gewachsenen Landesvater.

Sein halbes Leben schon wohnt Schrempf in Seattle, einer Metropole zwischen Hightech-Konzernen wie Microsoft und bitterer Armut auf den Straßen. Kontakte in Deutschland hat der 61-Jährige nur noch wenige. Aber für den „Governor“ seines Heimatbundeslandes hat er dann doch Zeit. Ob er Wüst gekannt habe, bevor der ihn für seine USA-Reise angefragt hat, will ein Reporter wissen. Schrempf schaut verlegen. Nein, das habe er nicht.

Den kleinen Fauxpas lächelt Wüst, der verhinderte Basketballer und CDU-Weltpolitiker in Übung, gekonnt weg. Eigentlich ist dieser Termin ja genau nach seinem Geschmack: geringe Fallhöhe, schöne Bilder. Viel Kennedy, wenig Content.

Einmal, beim Besuch eines Rüstungsherstellers, beruft sich der 48-Jährige sogar auf den legendären US-Präsidenten. „Wer Demokratien entwaffnet, macht Recht und Freiheit schutzlos“, zitiert er. Womit der Ton der Reise gesetzt wäre: Hier geht es um das Große, das Ganze. Oder jedenfalls das, was Wüst dafür hält.

Fotos: Marcel Kusch
Sunnboy Im Auswählen passender Fotospots ist Wüst geübt: Am ersten Abend posiert er mit Filmstar Veronica Ferres und Walid Nakschbandi von der Filmstiftung NRW. Tags darauf legt er am Griffith Observatory einen Stopp ein, mit Blick auf Los Angeles

Wer den Ministerpräsidenten auf seinem Trip in die Vereinigten Staaten begleitet, der bekommt den Eindruck, dass er diese thematische Flucht nach vorn als neue Chance ausgemacht hat. Die letzte Chance vielleicht, um weiter mitspielen zu können in Berlin.

Eingeschränkt kanzlerfähig

Es ist noch gar nicht so lange her, da war der Name Hendrik Wüst in der Berliner Politik-Blase so präsent wie Karl Lauterbach zu seinen besten Zeiten in deutschen Talkshows. Wüst war es, der im Kreis der Ministerpräsidenten das Ruanda-Modell salonfähig machte, um die Migrationszahlen zu drücken. Wüst war es, der seiner CDU in aller Öffentlichkeit ins Stammbuch schrieb, bei der programmatischen Neuausrichtung ihre Wurzeln doch bitte nicht zu vergessen.

Und ja, er ist neben Parteichef Friedrich Merz und seinem bayerischen Amtskollegen Ma

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