Desaster Royal

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Als Prinz Andrew in einem TV-Interview seine Freundschaft zum Menschenhändler Jeffrey Epstein erklärte, dachten Kenner der Royals: Skandalöser kann es nicht werden. Aber stimmt das? Welche Geschäfte machte Andrew sonst noch? Was wusste Fergie? Und wieso kommen die Royals immer mit allem durch?

Denkwürdig Die Journalistin Emily Maitlin interviewte Prinz Andrew 2019 für die TV-Sendung „Newsnight“, kurz nachdem seine Verbindungen zu Epstein bekannt wurden. Das Gespräch geriet zum beispiellosen PR-Desaster und schrieb Fernsehgeschichte
Foto: Mark Harrison/Camera Press/laif

Man könnte diesen Film als eine Art Bonus-Episode der Seriensaga „The Crown“ anschauen. Andererseits gibt „Scoop“ – vor Kurzem auf Netflix angelaufen – dann doch mehr her. Das Werk erzählt, wie es zu dem berüchtigten Interview kam, das Prince Andrew, der Duke of York und zweitältester Sohn der verstorbenen Queen, noch zu deren Lebenszeiten im Jahr 2019, der britischen Nachrichtentalkshow „Newsnight“ gab. Anlass waren seine jahrelangen engen Verbindungen zum amerikanischen Sexualstraftäter und Menschenhändler Jeffrey Epstein.

Und die Aussage von Virginia Giuffre, ehemals Roberts, sie sei als 17-Jährige, im März 2001, von Epstein nach London geschickt worden, um mit Prinz Andrew im Haus seiner guten Freundin Ghislaine Maxwell bezahlten Sex zu haben.

Was vom Kommunikationsteam der Royals ursprünglich als PR-Befreiungsschlag geplant war, wurde so ziemlich von der ersten Minute an zu einer einstündigen Fremdscham-Performance in Zeitlupe. Oder wie Dickie Arbiter, ehemaliger Pressesprecher von Königin Elisabeth, unmittelbar nach dem medialen Ereignis twitterte: „Ich erwartete ein Zugunglück, aber das war ein Flugzeug, das auf einen Öltanker stürzt, der einen Tsunami anstößt, durch den eine nukleare Explosion ausgelöst wird.“

Wer die Details um das Gespräch zwischen der Journalistin Emily Maitlis und dem Prinzen damals verschwitzt hat: Es ging unter anderem um Andrews Schweißdrüsenfunktionsstörung. Wegen einer „Überdosis Adrenalin“, die er während seines Einsatzes im Falkland-Krieg in den frühen 80er Jahren ausgeschüttet habe, wäre es ihm „fast unmöglich zu schwitzen“. Erst seit Kurzem sei er wieder dazu fähig, erläuterte der Prinz. Diesen Exkurs in die Untiefen seines „eigenartigen medi-

zinischen Zustandes“ hielt er deshalb für nötig, weil Giuffre ausgesagt hatte, die beiden seien vor dem erzwungenen Sex im Nachtclub „Tramp“ gewesen, wo man getanzt habe und er danach auffällig verschwitzt gewesen sei. Was natürlich alles nicht sein kann, wenn der Prinz gar nicht in der Lage ist zu schwitzen!

Heile Welt Andrew und Sarah Ferguson, Herzog und Herzogin von York, mit ihrer ältesten Tochter Beatrice 1988

Und das war nicht etwa der Tiefpunkt, sondern die konstante Flughöhe dieses Gesprächs.

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