Die größte Wahl der Welt

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Indien wählt – und der Amtsinhaber gilt als Favorit. Ist damit alles klar? Nicht, wenn fast eine Milliarde Menschen abstimmen

Die an diesem Freitag beginnende Parlamentswahl in Indien ist voller Superlative. Die größte Demokratie der Welt wählt ein neues Parlament. Fast eine Milliarde Menschen sind wahlberechtigt – das sind mehr als zehn Prozent der gesamten Weltbevölkerung. Rund 20 Millionen junge Inderinnen und Inder wählen zum ersten Mal.

WIE LÄUFT DIE MEGAWAHL AB?

Im ganzen Land, das mit 3300000 Quadratkilometern neunmal so groß ist wie Deutschland, werden eine Million Wahlkabinen aufgestellt. Das indische Wahlgesetz schreibt vor, dass die Entfernung zum Wahllokal für niemanden mehr als zwei Kilometer betragen darf – eine riesige logistische Herausforderung für die Organisatoren. Damit sie erfüllt werden kann, sind 15 Millionen Wahlbeamte und zahlreiche Wahlbeobachter unterwegs: per Bahn, Hubschrauber, im Boot, zu Fuß oder auf Elefanten und Kamelen, um selbst in den entlegensten Gegenden eine der 5,5 Millionen elektronischen Wahlmaschinen aufzustellen. Im abgeschiedenen Gir-Nationalpark wird für den einzigen Bewohner sogar ein eigenes, persönliches Wahllokal eingerichtet.

Es wird auch die längste Wahl der Welt sein. Insgesamt sechs Wochen lang können die Inderinnen und Inder ihre Stimme abgeben, bis spätestens 1. Juni. Das Ergebnis wird dann bereits drei Tage später am 4. Juni erwartet. Tausende Wahlteams werden bis dahin von Ort zu Ort und von Bundesstaat zu Bundesstaat ziehen. 340 000 Sicherheitskräfte aus der Hauptstadt sollen zusammen mit den lokalen Polizisten einen geregelten, gewaltfreien Ablauf gewährleisten.

Eine unabhängige Wahlkommission wacht darüber, dass die Abstimmung fair und frei verläuft – und hat im Vorfeld versichert, dass die eingesetzten Wahlmaschinen die besten der Welt seien. Sie werden mit Batterien betrieben und sind nicht ans Internet angeschlossen, weshalb sie als betrugssicher gelten.

Modis Jünger Bei einer Wahlveranstaltung tragen die Anhänger des Regierungschefs Masken mit seinem Konterfei
Foto: EPA/RAJAT GUPTA

Bei der Stimmenabgabe drücken die Menschen den Knopf mit dem Symbol einer der Parteien, die zur Wahl stehen. Eine weitere Maschine hinterlässt eine gedruckte Kopie des Wahlzettels in einer versiegelten Box. Dadurch wird das Votum ein zweites Mal dokumentiert, um Wahlmanipulationen auszuschließen. Ganz zum Schluss müssen sich die Wählerinnen und Wähler den Zeigefinger mit wasserfester Tinte markieren lassen – auch das soll verhindern, dass sie mehrmals wählen.

Die Mega-Abstimmung gilt als teuerste Wahl der Welt. Die Wahlkampfkosten werden auf 14,5 Milliarden Dollar beziffert – das ist fast doppelt so hoch wie bei der letzten Parlamentswahl 2019. Enorme Summen werden für Bestechungsgelder ausgegeben, um Kandidaten zu kaufen ��

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