Tunnelblick ins Herz

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Die Computertomografie begeistert Kardiologen. Ihre Bilder zeigen schwerwiegende Engpässe in den Blutgefäßen. Jetzt wollen Ärzte die Methode zur regelhaften Früherkennung des Infarktrisikos nutzen

Scheibchenweise Der Detektor rotiert um den Patienten, ein Computer errechnet Schnittbilder. Die Strahlendosis des Kardio-CT ist geringer als bei einer Katheter-Untersuchung
FOTOS VON FLORIAN GENEROTZKY
Empfindlicher Motor des Lebens Verstopfte Arterie im Film (links), Strukturmodell der Herzkranzgefäße
Dem Infarkt entgangen Die Ärzte Thorsten Lewalter (l.) und Klaus Tiemann rieten Patient Johann Huber zu einem Stent. Eine CT-Aufnahme hatte Gefahren aufgezeigt

Als ihn sein Arzt Udo Beckenbauer zur Untersuchung in das Herzzentrum am Internistischen Klinikum München-Süd überwies, schwante Johann Huber nichts Schlechtes. „Ich dachte, ich gehe da als Gesunder rein und auch wieder raus“, sagt der 76-jährige Unternehmer. Doch Beckenbauer hatte gute Gründe für seine Empfehlung. „Herr Huber wies Anzeichen einer verengten Halsschlagader auf und auffällige Blutwerte. Außerdem ist in seiner Familie mindestens ein plötzlicher Herztod vorgekommen“, sagt Beckenbauer.

Diese Anzeichen veranlassten den Internisten, die Kollegen in der Klinik um eine Kardio-CT zu bitten. Die Schichtbilder aus dem Computertomografen zeigten dann deutliche Engstellen in den Blutgefäßen des Herzens. In einem Routineeingriff erhielt der Patient einen Stent implantiert, eine Stütze, die den Durchfluss wieder verbessert.

„Herr Huber stand kurz vor einem schweren Herzinfarkt“, sagt Klaus Tiemann, ein Kardiologe, der sich aufgrund seiner Spezialisierung auf „Herzbildgebung“ als Radiokardiologe bezeichnet. Geräte, die Einblick in den Körper geben, werden auch beim ständig pulsierenden Zentralorgan des Menschen immer besser und genauer. Neue Computertomografen wie jener im Münchner Süden wecken sogar die Hoffnung, dass sie zur Früherkennung dienen können. Tiemanns Kollege Thorsten Lewalter sagt: „Kardio-CT hat das Potenzial, sich zur Koloskopie des Herzens zu entwickeln.“ Gemeint ist: Ähnlich wie alle Krankenversicherte die Möglichkeit haben, sich ab 50 (Männer) beziehungsweise 55 Jahren (Frauen) einer Darmspiegelung auf Krebsanzeichen zu unterziehen, wäre ein ähnliches Angebot fürs Herz sinnvoll.

„Auf diese Weise können wir tendenziell den Herzinfarkt besiegen“, sagt Beckenbauer. Je nach Definition weisen fünf bis sechs Millionen Menschen in Deutschland eine Koronare Herzkrankheit (KHK) auf, mehr Männer als Frauen. Die Adern ihrer Herzen sind an mindestens einer Stelle bereits so verengt, dass eine Stauung droht. Häufig ist das ein schleichender

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