Gelassen gärtnern

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Hitze im Frühjahr, trockene Sommer, Unwetter: Expertin Isabelle Van Groeningen über Strategien gegen den Klimawandel im eigenen Garten. Spoiler: Täglich gießen hilft nicht

Bunt und gesund Naturnah muss nicht wild sein: Garten im Bergischen Land

Isabelle Van Groeningen hat den vermutlich schönsten Arbeitsplatz Berlins: Seit 16 Jahren leitet die Gartenhistorikerin und -designerin an der Königlichen Gartenakademie im Berliner Stadtteil Dahlem die Gartenschule. Die gebürtige Belgierin studierte im größten botanischen Garten der Welt, Kew Gardens in London. Gerade schreibt sie an ihrem neuen Buch – die Geschichte ihres ersten Gartens in Großbritannien. In der Königlichen Akademie blühen derweil üppig die Narzissen, Tulpen und Apfelbäume.

Nur: alles vier Wochen zu früh. Der Klimawandel verändert auch die Art und Weise, wie wir unser Grün anlegen und pflegen müssen, sagt die Expertin mit ihrem charmanten belgischen Akzent.

In den letzten Jahren waren die Sommer zu trocken, zu heiß, und wenn es mal geregnet hat, dann mit voller Wucht. Auch dieses Frühjahr startete mit 30 Grad Anfang April.

Das stellt die Natur tatsächlich vor große Herausforderungen. Auch die Natur, die wir auf unseren Grundstücken bewirtschaften wollen.

Was bedeutet das für Hobbygärtner?

Es sind diese Extreme, die ich sehr beunruhigend finde. Hitze, Trockenheit, starke Regenfälle – damit kann unsere Vegetation schlecht umgehen. Bis zu einem gewissen Grad tolerieren Pflanzen solche Wetterlagen, einige sind richtige Überlebenskünstler. Aber andere schaffen das nicht mehr, wie Buchen und Birken. Sie sterben, weil sie nicht genug Wasser bekommen.

Kann man den Bäumen mit Gießen helfen?

So viel kann man gar nicht gießen. Die Luft ist einfach viel zu trocken. Davon sind auch beliebte Gartenpflanzen wie die Bauernhortensie oder der Schneeball betroffen. Selbst wenn man sich mit der Gießkanne danebenstellt, leiden sie unter den hohen Temperaturen. Wir müssen komplett umdenken und einige Arten ganz aus unserem Gartenrepertoire nehmen.

Isabelle Van Groeningen studierte Gartenbau in London und arbeitet in der Königlichen Gartenakademie in Berlin
Fotos: imago, Getty Images

Was gibt es für Alternativen?

Zunächst kann man andere Sorten ausprobieren. Die Hydrangea serrata zum Beispiel, die Japanische Berghortensie, ist nicht ganz so empfindlich wie ihre Verwandten und ihre Tellerblüten sehen sehr hübsch aus. Auch die Eichblatt- und Rispenhortensien sind kräftiger. Manche Wildrosenarten sind viel robuster als ihre hochgezüchteten Schwestern mit großen, gefüllten Blüten. Sie müssen bedenken, wie viel Energie eine Rose braucht, um Blüten, Blätter und Duft herzustellen. Viele mediterrane Gewächse fühlen sich im Sommer bei uns wohl, mögen aber Frost und Regen im Herbst und Winter nicht. Da kommt es auf den Standort an.

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