Schöner streiten

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Sie sind jung und frustriert von der Ampel-Politik. Doch da hört es schon auf mit den Gemeinsamkeiten von Franziska Brandmann, Vorsitzende der Jungen Liberalen, und Svenja Appuhn,Co-Chefin der Grünen Jugend. Im Streitgespräch prallen politische Gegensätze aufeinander

FOTOS VON MARLENA WALDTHAUSEN

Bürgergeld, Schuldenbremse, Haushalt. Die Ampel hangelt sich von einem Streit zum nächsten. Besonders Grüne und FDP geraten regelmäßig aneinander. Bei den Nachwuchskräften Svenja Appuhn (26) und Franziska Brand-mann (29) ist das nicht anders. Appuhn ist eine von zwei Vorsitzenden der Grünen Jugend. Brandmann führt die Jungen Liberalen, ein FDP-naher Jugendverband. So herzlich die beiden sich zu Beginn des Gesprächs auch begrüßen: Inhaltlich trennen sie Welten. Heißt das etwa, diese Ampel wird auf lange Sicht das letzte gemeinsame Projekt von Gelb und Grün gewesen sein? FOCUS hakt nach:

Frau Brandmann, welcher Minister von den Grünen macht Ihrer Meinung nach eigentlich einen ganz guten Job?

Brandmann: Ich glaube, da müssen Sie eher Svenja fragen (lacht). Mir fällt kein einziges Grünen-Ressort ein, das positiv auffällt.

Frau Appuhn, gibt es denn wenigstens einen Minister der FDP, der einen passablen Job macht?

Appuhn: Ich glaube, das FDP-Bildungsministerium hat bisher am wenigsten Schaden angerichtet. Und dass Bettina Stark-Watzinger jetzt eine BAföG-Reform auf den Weg bringt, finde ich sogar gut, auch wenn sie umfangreicher sein müsste.

Die Ampel macht also keinen guten Job?

Appuhn: Sie bleibt weit hinter dem zurück, was sie versprochen hat: Fortschritt. Die Ampel hat die krasseste Asylrechtsverschärfung seit 30 Jahren auf den Weg gebracht. Wir erleben die stärksten Real-lohnverluste seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Menschen in Deutschland verarmen gerade. Die Preise steigen, die Löhne halten nicht mit. Und die politische Stimmung heizt sich immer weiter auf.

Brandmann: Diese Bundesregierung ist gestartet als Fortschrittskoalition. Dann kam der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, die Energiekrise. Wir haben heute eine andere Situation als vor zwei Jahren, wir müssen mehr Geld in unsere Verteidigung investieren und in der wirtschaftlich angespannten Lage Prioritäten neu setzen. Gerade bei Letzterem muss die Ampel jetzt zeigen, was in ihr steckt.

Welchen neuen Schwerpunkt fordern Sie von der Koalition?

Brandmann: Die Ampel muss sich darauf konzentrieren, den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken. Vor zehn Jahren stand Deutschland beim internationalen Standortvergleich auf Platz 6. Jetzt stehen wir auf Platz 22. Ob das mit den Haushaltsverhandlungen in diesem Jahr funktioniert, steht in den Sternen. Wenn das nicht klappt, müssen wir Li

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