SOCIAL MEDIA
Immer mehr Jugendliche leiden unter Depressionen und Angststörungen. Auch in Deutschland. Ist das Smartphone daran schuld? Das neue Buch des Bestsellerautors Jonathan Haidt beantwortet diese Streitfrage mit „Ja“. Und bietet Lösungen an
Kinder, die auf Smartphones starren. Sie sind überall. Doch manchmal erleben wir diese Momente, da wird uns besonders bewusst, wie anders diese junge Generation aufwächst. So erging es der Autorin dieses Textes – 1985 als Mitglied der Millennial-Generation geboren, zwar mit Internet und Handy, aber eben nicht mit Smartphones sozialisiert. Vor einigen Monaten schaute sie bei einer alten Freundin vorbei, die gerade gestresst in der Küche herumwuselte, als ihr sechsjähriges Kind zu quengeln anfing: Ihr sei langweilig. Doch anstatt das Mädchen zu einer Freundin in die Nachbarschaft zu schicken, kramte sie ihr Tablet aus der Schublade hervor, rief YouTube auf und suchte nach einem Video, in dem jemand mit Barbies spielt.
Sie stellte das Tablet vor ihrer Tochter auf den Boden. Die war sofort beruhigt, holte ihre eigenen Puppen und begann zu spielen, als sei die Person in dem Video wirklich im Raum – wie mit einem Geist oder einem imaginären Freund. Was passierte da? Ähnlich merkwürdig mutete eine Gruppe etwa 10-Jähriger auf einem für Kinder eher öden Familienfest an. Sie saßen nebeneinander und starrten wie Zombies auf TikTok-Videos.
Wir hatten uns früher Spiele mit Bierdeckeln ausgedacht, wenn uns langweilig war, haben die Gegend erkundet, das Personal der Gaststätten in den Wahnsinn getrieben. Bei dem Gedanken kommt man sich alt vor, wie ein grimmiger alter Mann, der über die „Jugend von heute“ schimpft. Doch es scheint mehr dahinter zu stecken als Kulturpessimismus. Smartphones machen etwas mit Kindern.
2015 war die Welt plötzlich eine andere
Tatsächlich sind die nach 1995 Geborenen die traurigste Generation aller Zeiten. Während wir, die Millennials, sogar glücklicher waren als unsere Vorgänger der Generation X – wer mag es ihnen verdenken, es drohte ein Atomkrieg –, stiegen Depressionen und Angststörungen bei Teenagern seit 2012 explosionsartig an. Besonders bei jungen Mädchen. Auch die Popkultur erzählt in Serien wie „Euphoria“ von depressiven, einsamen Jugendlichen auf der Suche nach Sinn, Sängerin Billie Eilish erhob die Melancholie zum Mantra ihrer Generation.
Zwischen den Jahren 2010 und 2020 verdreifachte sich die Zahl junger Mädchen nahezu, die sich selbst verletzen, beispielsweise mit Ra