Speed-Dating in Jamaika

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Während die Sportartikel-Konzerne Nike und Adidas in einem Formtief stecken, setzt Puma unter dem neuen Chef Arne Freundt im Olympiajahr auf Angriff. Fragt sich nur: Wer ist der Mann eigentlich?

Auf der Überholspur Jamaikas Leichtathleten präsentieren ihren Fans im Nationalstadion die Olympia-Trikots für Paris; unter ihnen Sprinter Yohan Blake (2. v. r.)
FOTOS VON DAAN VAZQUEZ
Frühaufsteher Puma-Chef Freundt beim Sprinttraining im Morgengrauen. Auf dem Plakat dahinter jubelt Usain Bolt

Sport ist Arbeit. Niemand weiß das besser als Yohan Blake. Der zweitschnellste Mann der Welt, bei dessen Bestleistung über die 100 Meter die Stoppuhr nach 9,69 Sekunden stehen blieb – einzig übertroffen von seinem jamaikanischen Landsmann Usain Bolt – steht in den frühen Morgenstunden hinter acht Startblöcken.

Er breitet die Arme aus und lacht: „Welcome to my world!“ Es ist kurz nach sechs, die Luft über der legendären blauen Tartanbahn im Norden der Insel-Hauptstadt Kingston ist noch diesig. Blake beginnt sein Programm. Dehnen, strecken, Oberschenkel aufwärmen.

Heute früh will er Amateuren Beine machen. Vor ihm justiert Arne Freundt seine Blöcke. Der Chef von Puma hat eine Vorstandskollegin mitgebracht, den Marketing-Manager, den Kopf der Innovationsabteilung. Sie alle recken noch die müden Glieder; im Schlepptau ein paar Sportreporter und „Content Creatoren“, junge Influencer aus aller Welt. In diesen Tagen Ende März startet Puma auf Jamaika seine Olympia-Kampagne und führt die neuesten Laufschuhe vor. Als sportlicher Höhepunkt wartet noch ein Großevent im National Stadium auf die Truppe.

Aber erst einmal heißt es selber Laufen. Blake hat Freundt und sieben weitere Frühsportler auf den Bahnen verteilt: „On your marks!“ gibt er das Kommando: „Set.“ – „Go!“

Freundt, eher mit den Beinen eines Langstrecklers bestückt als mit den muskelbepackten Kraftpaketen eines Sprinters, drückt sich aus den Blöcken. In blauer Sporthose und weißem Shirt flitzt er über die Tartanbahn, die gegelte Mähne flattert im Wind. „Der schnellste CEO der Branche“, seufzt eine Mitarbeiterin.

Aber verkörpert er auch das, was die kleine Marke Puma, die stets im Schatten von Nike und Adidas stand, nun selbstbewusst auf T-Shirts drucken ließ: „Wi fasa dan yu“? In Jamaikas Landessprache Patois klingt das nett und arglos. Und ist doch nichts anderes als eine Kampfansage: „Wir sind schneller als du“ – Nike, Adidas und ihr anderen alle.

„Natürlich greifen wir gerade an“, sagt Freundt. Tatsächlich hat Puma derzeit einen Lauf. Der Umsatz erreichte zuletzt mit fast neun Milliarden Euro einen Jahresrekord. Damit ist Puma eine Größe in der auf 400 Milliarden Dollar geschätzten Sportartikelindustrie. Zumal die beiden Marktführer um ihre alte Form ringen.

Geradezu träge wirkt N

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