„Wir sitzen in einer Teilzeitfalle – vor allem die Frauen“

7 min lesen

Künstliche Intelligenz revolutioniert auch Job-Plattformen wie Stepstone. Deren Chef Sebastian Dettmers ahnt bereits, welche Branchen es schon sehr bald schwerer haben werden

Sebastian Dettmers gehört zu den Managern, die gern über den Horizont des eigenen Unternehmens hinaus denken. Der Chef der Düsseldorfer Jobplattform Stepstone hat dem Standort Deutschland schon vor zwei Jahren „Die große Arbeiterlosigkeit“ in seinem gleichnamigen Buch prophezeit. Die Gründe: Die Babyboomer gehen in Rente, die Geburtenraten sind weiter rückläufig. Aus dem Ausland kommen viel zu wenig neue Fachkräfte nach. Dettmers’ nüchterne Bilanz: Die Bundesbürger müssen künftig entweder mehr arbeiten oder produktiver werden.

Ersteres scheint schwer in einem Land, das neuerdings lieber über Vier-Tage-Wochen mit vollem Lohnausgleich debattiert. Könnte künstliche Intelligenz uns da produktiver machen? Was bedeutet der Hype um ChatGPT und andere Werkzeuge für die Jobwelt? Und welche Berufe haben Zukunft, welche nur eine Vergangenheit? Auch Stepstone erlebt die Transformation gerade schmerzhaft.

Herr Dettmers, wann haben Sie sich das letzte Mal um einen Job beworben?

Ganz ehrlich? So zwei Jahre, nachdem ich 2011 bei Stepstone angefangen habe.

War’s so schlimm bei dem damaligen Start-up?

Nein, aber ich dachte: Zwei Jahre reichen ja eigentlich für den nächsten Schritt. Also habe ich meinen Lebenslauf auf den neuesten Stand gebracht. Das war aber tatsächlich das letzte Mal. Glück entsteht nicht daraus, dass man immer mehr und anderes macht, sondern dass man sich irgendwann auf das Richtige konzentriert, um das mit Leidenschaft zu tun. Und das ist bei Stepstone der Fall.

Inzwischen sind Sie Stepstone-CEO und haben selbst schon mal Ihre firmeneigene KI getestet, mit der sich Bewerbungsgespräche trainieren lassen. Wie war das?

Mir haben schon nach der ersten Frage die Hände geschwitzt.

Waren Sie so schlecht vorbereitet?

Na ja, wir hätten das Jobprofil vielleicht ein bisschen anpassen müssen. Ich bewarb mich um einen Job als Java Developer. Und die KI ging ohne die üblichen Aufwärmfragen sofort in die Vollen. So in der Art: „Wie haben Sie Ihre Java-Fähigkeiten erworben?“ Small Talk müssen wir der KI noch beibringen. Das ist eben auch nicht ganz unwichtig.

Schrittmacher Seit 2011 arbeitet Sebastian Dettmers für Stepstone, seit 2020 ist er Chef der Düsseldorfer Jobplattform
FOTOS VON FABIAN RITTER

Stepstone hat weltweit rund 4000 Beschäftigte. Werden die auch schon von einer Maschine gescannt und eingestellt?

Klar gibt es in unseren Bewerbungsprozessen KI-Elemente. Aber im direkten Interview mit Kandidaten testen wir das gerade erst.

Stepstone unterstützt beide Seiten: Arbeitgeber und -nehmer, korrekt?

Stimmt. Bewerb

Dieser Artikel ist erschienen in...