Treibstoff der Zukunft

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Wenn die Industrie grün werden will, wird sie viel Wasserstoff brauchen. Die Dresdner Firma Sunfire produziert die Maschinen, die ihn herstellen sollen

Sprudelnde Produktion Wasserstoff ist ein Milliardenmarkt
Foto: Iona Dutz für FOCUS-Magazin

Wer das Übermorgen gestalten will, kann sich kaum eine schönere Kulisse vorstellen als das Vorgestern. Nils Aldag lächelt. Er arbeitet an einem Ort, von wo aus Dresden fast ein Jahrhundert lang mit fossilem Gas versorgt wurde: Das stadtbekannte Panometer, Monument der Gründerzeit, steht nur ein paar Meter entfernt. Doch jetzt baut Aldag in der Gasanstaltstraße Maschinen, die genau das produzieren, was als Zaubermittel der Energiewende gilt und bald in gigantischen Mengen gebraucht wird: Wasserstoff.

Der junge Unternehmer sitzt gut gelaunt in einem Sitzungsraum seiner Firma Sunfire und zeichnet ein Bild dieser Zukunft: „Wenn wir klimaneutral werden wollen, führt kein Weg an Wasserstoff vorbei. Es wird ein bedeutsamer Markt“, sagt der 37-Jährige. Das war nicht immer so.

Als Aldag und zwei Mitstreiter die Firma 2010 gründeten, war er erst 24 Jahre alt – und Wasserstoff noch etwas für Insider. Deutschland verlängerte da gerade die Laufzeit seiner Atommeiler. Kaum jemand sprach von einer klimaneutralen Industrie. „Die große Idee von Anfang an war: Energiewende funktioniert nur, wenn wir neben Wind und Solar auch Moleküle in großer Menge herstellen“, so Aldag. „Bis diese Erkenntnis durchgesickert ist, sind zehn Jahre vergangen. Die waren wirklich hart.“

Aldag wuchs im Hamburger Westen auf und studierte nach dem Abitur Betriebswirtschaftslehre. Geprägt vom Unternehmertum der Eltern und des Großvaters wird er zum Gründer. Er beschäftigt sich früh mit erneuerbaren Energien, einer Branche in Bewegung. Er schreibt seine Abschlussarbeit zum Thema, kommt mit anderen Gründern in Kontakt.

Mittlerweile wird das einstige Start-up auf einen Wert von mehr als einer Milliarde Euro geschätzt. Sunfire hat über 650 Beschäftigte und ist Partner sowie Lieferant europäischer Großkonzerne. Im März sicherte man sich bei einer Finanzierungsrunde 315 Millionen Euro, unter anderem von einem Klimafonds des US-Riesen Amazon. „Wir wollen zum Industriekonzern reifen“, sagt Aldag.

Wie grün kann’s noch werden?

Zeiten- und Klimawende sollen’s möglich machen. Tausende Windräder und Hunderttausende Solarmodule sollen das Land überziehen, damit der Strom bald grün wird. Dazu müssen neue Stromnetze entstehen. Und wenn die Industrie, der

Schiffs- und Flugverkehr klimaneutral werden sollen, wird es noch viel mehr brauchen. Wasserstoff ist so etwas wie der Hoffnungsträger der Energiewende.

Stahl- und Chemiewerke, Kupferhütten und Raffinerien setzen darauf, um klimaneutral zu werden. Mit dem Wasserstoff soll Hitze erzeugt, Mineralöl veredelt oder Dünger hergestellt werden.

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