Mit den Waffen dieser Frau

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Weil sie Klartext spricht, gilt Marie-Agnes Strack-Zimmermann als Deutschlands beliebteste Politikerin. Aber wenigen anderen schlägt auch so viel Hass entgegen. Jetzt zieht es sie nach Brüssel. Unterwegs mit einer Ego-Shooterin

Auf dem (Ab-)sprung Im Juni will die „Parteisoldatin“ (StraZi über StraZi) ins EU-Parlament einziehen. „It’s definitely nicer in Brüssel than in Berlin!“
Foto: David Malatinszky/ALDE Party

Oma Courage“ ist jetzt da, wo sie hin will. Brüssel, anderthalb Flugstunden von Berlin entfernt, beste Fritten in Europa, Sitz des EU-Parlaments. An einem Mittwoch im März betritt sie das historische Postgebäude. Eine sportlich elegant gekleidete Mittsechzigerin, die weiße Haare hat, aber auf irritierende Weise alterslos wirkt.

Das mit der „Oma“ ist natürlich ein Witz. Ein PR-Gag, den sich Marie-Agnes Strack-Zimmermann mit der Agentur ausgedacht hat, die ihre Wahlkampf-Kampagne betreut. Ein echter Aufreger. Ein Plakat zeigt sie, wie sie mit sorgenvoll zerfurchter Stirn in die Ferne schaut, fotografiert in Schwarz-Weiß, so mag sie das, klare Kante, ästhetisch und sprachlich. Darüber steht: „Oma Courage“. Mutig und cool finden die einen das, völlig daneben die anderen. Es hängt immer davon ab, ob man sie mag oder nicht.

Beides geht nicht

Und jetzt also Brüssel. Ein neues Umfeld, eine andere Politik. Wird sie dort genauso polarisieren? Oder wird sie dort untergehen wie viele andere vor ihr? Und was genau sucht sie da eigentlich? Keine drei Monate vor der Wahl hat die Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa (Alde) Strack-Zimmermann zu ihrem Kongress eingeladen, um sie als Spitzenkandidatin zu nominieren. Es ist die größte liberale Partei im EU-Parlament. Ilhan Kücük, ihr Co-Vorsitzender, muss den Gast aus Deutschland erst mal vorstellen.

Eine streitbare Frau, sagt er. Eine, die sich auch mit dem Bundeskanzler zofft, wenn es um den Marschflugkörper „Taurus“ gehe. Eine „Eurofighterin“. Nur fünf Minuten später haben die Abgeordneten die FDP-Politikerin zu ihrer Spitzenkandidatin gewählt. Es ist eine reine Formalie. Der Applaus: verhalten freundlich.

„Ganz ehrlich“, sagt eine liberale Mittvierzigerin mit skandinavischem Akzent nach der Wahl, „ich habe diesen komischen Doppelnamen noch nie gehört, und ich würde sagen, 90 Prozent der Menschen in diesem Raum geht es genauso.“ Der Doppelname, er ist offiziell erst Mitte März in Brüssel aufgeploppt. Sehr deutsch, etwas sperrig, so wie die Frau, die ihn trägt.

Bis dahin hatten die meisten damit gerechnet, dass Kaja Kallas nominiert werden würde, Premierministerin von Estland. Eine Frau, die nicht müde wird, vor Putin zu warnen und davor, dass es dem Baltikum wie der Ukraine gehen könnte, wenn es militärisch nicht aufrüstet. Eine, die auf der Fahndungsliste des Kreml steht und in Brüssel

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