Im Teufelskreis des Hasses

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Sowohl die Palästinenser als auch die Israelis haben Gründe, von den anderen das Schlimmste zu befürchten. Aber ein Neuanfang ist möglich – und die einzige Chance für beide Seiten

Der israelisch-palästinensische Konflikt wird von gegenseitiger Angst vor Vernichtung angeheizt. Jede Seite argwöhnt, die andere wolle sie töten oder vertreiben und sie als Volk auslöschen. Bedauerlicherweise handelt es sich dabei nicht um irrationale, nur eingebildete Ängste. Sie beruhen vielmehr auf Erfahrungen aus der jüngeren Geschichte und auf einer profunden Analyse der Absichten der jeweils anderen Seite.

Die heutige palästinensische Identität wurde maßgeblich durch die Nakba geprägt – die Massenvertreibung der Palästinenser im Jahr 1948 aus dem Gebiet des gerade entstehenden Staates Israel. Damals zerschlug der junge jüdische Staat die Chance zur Gründung eines palästinensischen Staates, indem er 750 000 Palästinenser zur Flucht aus ihrer angestammten Heimat zwang. In den darauffolgenden Jahrzehnten wurden die Palästinenser immer wieder Opfer von Massakern und Vertreibungen durch die Israelis und andere regionale Mächte.So ermordete 1982 eine mit Israel verbündete libanesische christliche Miliz zwischen 800 und 3000 Menschen in den Flüchtlingslagern Sabra und Schatila, und im Jahr 1991 wurden rund 300 000 Palästinenser aus Kuwait vertrieben.

Aber die Angst der Palästinenser, getötet oder vertrieben zu werden, ist nicht nur eine Folge solcher Ereignisse aus der Vergangenheit. Sie begleitet jeden Augenblick ihres Lebens. Jeder Palästinenser in den besetzten palästinensischen Gebieten weiß, dass er jederzeit von israelischen Siedlern oder Sicherheitskräften getötet, verhaftet oder von seinem Land vertrieben werden kann. Wenn die Palästinenser die Absichten der Israelis analysieren, kommen sie zu dem Schluss, dass Israel höchstwahrscheinlich die meisten – oder alle – Palästinenser aus dem Gebiet zwischen Jordan und Mittelmeer vertreiben und einen Staat ausschließlich für Juden errichten würde, wenn es nur den Druck der internationalen Gemeinschaft nicht gäbe.

Im Laufe der Jahre haben zahlreiche israelische Politiker und Parteien – darunter auch die Likud des derzeitigen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu – ihre Hoffnung auf ein „GroßIsrael“ zum Ausdruck gebracht, in dem die Palästinenser vertrieben oder entrechtet werden sollen.

Fotos: Leo Correadpa/dpa, Mohammed Dahman/dpa, Oded Balilty/AP Photo

Selbst auf dem Höhepunkt des Osloer Friedensprozesses in den 1990er Jahren hat Israel die Möglichkeit eines lebensfähigen palästinensischen Staates mit Skepsis betrachtet. Stattdessen baute es seine Sied

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