Geht es uns in diesem Land einfach zu gut?

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MEINUNG

Der Unternehmer Reinhold Würth schreibt an seine Beschäftigten. Er kritisiert die Ampel, warnt vor einer AfD-Diktatur und schickt eine Liebeserklärung an Deutschland

In der Rückschau von Mitte März 2024 wissen wir, dass gerade in Bezug auf die AfD in der Bundesrepublik Deutschland viele Millionen Bürger protestierend auf die Straße gegangen sind mit dem Ziel, klar zu machen, dass sie am grundsätzlichen Politiksystem in Deutschland keine Veränderung wollen. Ich schließe mich diesem Protestzug voll an und möchte auch begründen warum.

Die Bürger in Deutschland sehen für den Zulauf zur AfD viele Parallelen aus der Endzeit der Weimarer Republik. Oberflächlich könnte man tatsächlich meinen, dass es Parallelen gibt.

Steigt man aber nicht nur oberflächlich in die Geschichte ein, dann wird jedem klar, dass zwischen dem AfD-Hype und dem Zulauf der NSDAP in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts keinerlei Parallelität besteht:

Man muss einfach wissen, dass 1929 bis zur Machtübernahme durch Adolf Hitler 1933 das ganze deutsche Volk bitter unter den Forderungen des Versailler Vertrags gelitten hat, wegen der sich daraus ergebenen Hyperinflation und vor allem wegen der riesengroßen Arbeitslosigkeit. Der Zulauf zu Adolf Hitler war also tatsächlich die Folge einer bittertiefen Notsituation aller Deutschen. Adolf Hitler wurde als der Retter aus der blanken Not gesehen. So weit die Historie.

Heute wird nun in vielen Diskussionen eine Parallelität zu der Weimarer Zeit konstruiert, was absoluter Unsinn ist. Rekapitulieren wir einfach einmal, in welcher Zeit wir leben: Im Gegensatz zur Weimarer Zeit muss in unserer heutigen Bundesrepublik Deutschland kein Mensch hungern oder frieren. Die Sozialeinrichtungen des Bundes und der Länder überschütten geradezu die Bedürftigen mit Hilfsangeboten. Der Normalfall ist aber, dass heute die Bürger in Deutschland wohl etabliert ein eher freiheitliches Leben leben können und einen guten oder mindestens angemessenen Arbeitsplatz haben.

Ich wette, dass der durchschnittliche AfD-Wähler über ein eigenes Auto verfügt und mindestens einmal im Jahr in den Urlaub fährt. 2023 haben die deutschen Bürger 76 Milliarden Euro für Auslandsurlaubsreisen und sicher einen ähnlich hohen Betrag nochmals für Inlandsurlaubsreisen, mit Sicherheit insgesamt mehr als 100 Milliarden Euro, ausgegeben.

Die Sparquote im Land ist hoch, die Gesundheitsvorsorge auf europäischem Niveau. Wir haben deutlich kürzere Arbeitszeiten als in vielen anderen Ländern. Jeder Volljährige hat sein Wahlrecht und kann unbeeinflusst wählen, wenn er will sogar die AfD.

Was will die AfD im Rahmen dieses Systems ändern? Wir haben solche Freiheit: Jeder kann sagen „Bundeskanzler Scholz ist ein Dummkopf“ und wandert dafür nicht für zwei Wochen oder ein halbes

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