„Andere verlagern längst“

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Henkel ist ein Familienkonzern mit Weltanspruch. Während zu Hause die Deindustrialisierung droht, muss Vorstandschef Carsten Knobel auch noch die USA und China im Auge behalten

Der Chef des Weißen Riesen Henkel-CEO Carsten Knobel in der Düsseldorfer Unternehmenszentrale
FOTO VON MAXIMILIAN MANN

Die Henkel-Zentrale in Düsseldorf ist eine Art Stadt in der Stadt: 1,4 Quadratkilometer Fläche, 36 Kilometer Straßen und Schienen, 400 Gebäude samt drei Kitas für die Kinder der 6000 Beschäftigten, die hier Klassiker wie Pril, Persil oder Pritt produzieren. Das Familienunternehmen setzte im vergangenen Jahr 21,5 Milliarden Euro um, ist im Deutschen Aktienindex Dax notiert und längst weltweit aktiv – aber auch entsprechend global anfällig.

Herr Knobel, als Henkel-Vorstandschef starteten Sie im Januar 2020. Mehr Krise als seither war kaum vorstellbar. Was machte Henkel am meisten zu schaffen?

Am herausforderndsten waren sicher drei Faktoren: die Pandemie, die die Wirtschaft und unser Leben in einer Art und Weise durcheinandergebracht hat, wie wir das in unserer Generation noch nie erlebt hatten. Dann natürlich der schreckliche Krieg in der Ukraine mit dramatischen politischen und wirtschaftlichen Auswirkungen.

Und der dritte Faktor?

Das waren die enormen Steigerungen der Materialpreise. Zum einen wegen des Krieges, aber auch durch die unterbrochenen globalen Lieferketten in der Pandemie. Das kostete uns 2021 eine Milliarde Euro mehr, 2022 dann sogar weitere zwei Milliarden. Trotzdem haben wir an unseren Dividenden festgehalten und weltweit auch keine Staatshilfen in Anspruch genommen. Das vergangene Jahr 2023 hat dann gezeigt, dass wir als Unternehmen mit unserer Strategie auf dem richtigen Weg sind.

Deutschland schlingert derweil in ein Jahr des Nullwachstums. Wie erleben Sie es, wenn sowohl Finanz- wie auch Wirtschaftsminister der Republik bescheinigen, nicht mehr wettbewerbsfähig zu sein?

Wenn die beiden zuständigen Minister das sagen, ist das schon mal ein Anfang.

Weil Selbsterkenntnis der erste Schritt zu Besserung ist?

Ja, aber dann muss man auch handeln. Nun sollte es darum gehen, die Gründe für die Schwächen anzugehen.

Und, zu welchem Ergebnis kommen Sie?

Offenbar ermutigen die politischen Entscheidungen die Menschen und Unternehmen nicht ausreichend, hier in Deutschland zu investieren. Das hat großen Einfluss auf die wirtschaftliche Situation und Wachstumsperspektiven.

Das ist jetzt sehr vorsichtig ausgedrückt.

Wenn mehr als zwei Parteien eine Regierung bilden, spielen leider oft parteipolitische Ziele und Interessen eine Rolle. So werden zukunftsweisende Entscheidungen ausgebremst. Das haben wir in den vergangenen zweieinhalb Jahren ja erlebt.

Haben Sie den Glauben an die Ampel verloren?

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