Seit die Bundeswehr im Dauerfeuer des öffentlichen Interesses steht, konzentriert sich die Diskussion gern auf die Hightech-Mega-Rumms-Geräte. Sagenhaft, was wir zu bietenhaben! Panzerhaubitze 2000: tolles Ding. Leopard 2: bester Kampfpanzer je. Skynex, Sea King, Patriot: Premium. Und schließlich unser Liebling: Taurus!
Putin-Schreck, angeblich kriegsentscheidend und leistungsfähiger als das Zeug der Briten und Franzosen! Und auch wenn all die Kraftmeier-Kanonen nicht die erhoffte Kriegswende in der Ukraine bringen, so bedeuten sie einem gebeutelten Deutschland immerhin das: ein bisschen Stolz.
Nun habe ich heute, wie jedes Jahr, den neuen Wehrbericht gelesen. Ich gebe zu: eine eigenwillige Leidenschaft, aber dieses Dokument der Wehrbeauftragten verursacht immer eine interessante Dissonanz zwischen Wow! und Wirklichkeit. In dem umfänglichen Werk geht es um Kräftebindung, Kampfbekleidung und Personal (vor allem fehlendes). Es behandelt sexuelle Selbstbestimmung („Der Einbruch in die Kameradenehe wird nun nicht mehr geahndet“), Führungsverhalten („Drei Hauptgefreite haben einen Kameraden mehrmals gefesselt und teilweise mittels eines Pappstabes … misshandelt“), um überzogene Härte in der Ausbildung („Eine Gruppe des Zuges musste eine Woche lang täglich um 4.45 Uhr Frühsport machen, nachdem zwei Rekruten vergessen hatten, ihre Verpflegungskarte aufzuladen“), um Alkohol und Drogen, Munitions- und Waffenverluste und ja, auch das: um schnöde Infrastruktur. Kapitel 18, Seite 131 ff. – es liest sich, gerade im Kontrast zur Hightech-Fixierung, sehr interessant. Kein Wow!, sondern Sätze wie diese:
„Der schon 2009 als Bedarf angemeldete Neubau des Wirtschaftsgebäudes … lässt weiter auf sich warten, die Fertigstellung ist nun für August 2028 a
