Bund, Steine, Scherben

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BUNDESWEHR

Die Truppe braucht nicht nur neues Kriegsgerät. Sie muss ihre Kasernen sanieren. Über ein Vorhaben, das alle Dimensionen sprengt

Trümmerbude Die Klotzberg-Kaserne des Artillerielehrbataillons 345 in Idar-Oberstein wurde vor 40 Jahren grundsaniert. Inzwischen bröckeln sogar Stützmauern
Fotos: euroluftbild/dpa, action press

An Fantasie fehlt es diesem etwas speziellen Bautrupp der Bundeswehr nicht. Da stehen sie nun vor dem Kasernengebäude mit den dicken Wänden und den langen Fluren in Königsbrück, 30 Kilometer nördlich von Dresden. Angetreten zum Ortstermin sind die Herren Oberstleutnant Hendrik Türk, der Technische Oberregierungsrat Marko Richter und Baumanagement-Direktor Frank Sauer. Ihre Blicke wandern über die Gebäude mit den Nummern 5, 15, und 16 aus den 30er Jahren. In Gedanken wird schweres Gerät eingesetzt:

Die Fenster? „Müssen raus.“ Die Fassade? „Da muss eine fette Dämmung drauf.“ Das Dach? „Da kommt eine Anlage zur Wärmerückgewinnung drunter.“ Der Boden? „Eventuell Fußbodenheizung.“

Sie schauen. Sie prüfen. „Sukzessive muss der ganze Standort saniert werden“, sagt Offizier Hendrik Türk, der für diese Kaserne als Projektmanager zuständig ist. 15 Millionen Euro an Investitionen sind für Königsbrück vorgesehen. Und nun die Frage der Fragen an den Oberstleutnant:

Wann geht es los? „Das beginnt innerhalb der nächsten zehn Jahre.“

Zehn Jahre!

Die Bundeswehr hat ein Problem. Besser: noch eines. Zur Abwechslung geht es nicht um Panzer, die nicht funktionieren, um Schiffe, die nicht auslaufen oder Flugzeuge, die nicht abheben. Es geht um Kasernen – um Sportstätten, Truppenküchen, Unterkunfts- und Stabsgebäude und Munitionsdepots. Aktuell nutzt die Truppe 1500 Liegenschaften im Bundesgebiet und unterhält etwa 35 000 Gebäude. Ein Drittel der Gebäude befindet sich in einem besorgniserregenden Zustand, sie können nicht so bleiben, wie sie sind.

Kaserne mit Weltkriegsschäden

Der Zustand des Militärs bemisst sich nicht nur nach der Zahl der Gewehre und Panzer, über die Soldaten verfügen, sondern lässt sich auch an den Orten erkennen, wo sie schlafen, essen, trainieren und ihr Gerät unterstellen. Die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl, sagt FOCUS: „Viele Kasernen sind in einem beschämend schlechten Zustand. Dieser Zustand ist dem verantwortungsvollen Dienst unserer Soldatinnen und Soldaten unwürdig und unangemessen.“

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