„Alexej Nawalnys Traum ist unsterblich“

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NAWALNY

Seit zehn Jahren kämpfen Nadja Tolokonnikowa und ihre Mitstreiterinnen von Pussy Riot gegen das Regime in Russland. Der Tod ihres Freundes Nawalny war ein harter Schlag – der ihr aber nicht die Kraft raubt. Im Gegenteil. Hier schreibt sie, warum

Vereint Aktivisten rund um die Protest-Gruppe Pussy Riot versammelten sich vor der russischen Botschaft in Berlin, nachdem Nawalnys Tod bekannt wurde
Foto: REUTERS/Annegret Hilse
Verdient Nadja Tolokonnikowa wurde von der Zeitschrift „Harper’s Bazaar“ 2023 in London als eine der „Women of the Year“ ausgezeichnet
Verewigt Bei ihrer ersten Protestaktionen spielten Pussy Riot einen Song mit dem klangvollen Titel „Putin hat sich in die Hosen gemacht“ auf dem Roten Platz in Moskau
Verhaftet Die Pussy-Riot-Mitglieder Jekaterina Samuzewitsch, Nadja Tolokonnikowa und Marija Aljochina (v.l.) standen 2012 vor Gericht. Weil sie einen Anti-Putin-Song gesungen hatten, bekamen sie zwei Jahre Haft
Verbündet 2012 standen Tolokonnikowa und Nawalny den Demonstranten vom Bolotnaja Platz bei, denen der Prozess gemacht wurde
Vermummt 2022 spielte die Punk-Band in der Berliner Volksbühne. Sie pinkelten auf ein Bild von Wladimir Putin
Verbrannt Die Aktivistinnen zündeten ein Porträt von Putin an und rahmten die Asche ein. Das Werk zeigten Pussy Riot in der Ausstellung „Putin’s Ashes“ 2023 in Los Angeles
Fotos: imago, ddp, Nadya Tolokonnikova, Getty Images, Dave Benett

Ich war zu Hause. Ein ganz normaler Morgen. Da kam meine Tochter schluchzend ins Zimmer. Sie konnte mir nicht sagen, was passiert war. Es dauerte einige Minuten, bis sie sich gefangen hatte und die Worte „Nawalny ist tot. Das war’s“ hervorbrachte.

Ich rief nur: „Was meinst du? Das kann doch nicht wahr sein. Wovon redest du? Wo hast du das gelesen?“ Sie weinte weiter, sagte immer wieder: „Nawalny ist tot“. Danach lagen wir stundenlang gemeinsam auf dem Bett und versuchten, diese Nachricht zu verarbeiten.

Ich bin Nadja Tolokonnikowa, die Gründerin des Feministischen Kollektivs Pussy Riot. Ich erinnere mich noch gut an das erste Mal, als ich Nawalny sah.

Es ist ein warmer, sonniger Frühlingstag in Moskau und ich erlebe meinen ersten Protest. Ich bin 16 Jahre alt, schüchtern und verliebe mich in die mutigen Menschen um mich herum. Ich höre, wie sich meine leise Stimme zu den anderen gesellt und laut schreit.

Wir verschränken unsere Arme ineinander und drängen gemeinsam die Polizei von der Straße. Russland könnte frei sein. Das ist ein neues Gefühl für mich. Und da ist er plötzlich: Alexej Nawalny. In den darauf folgenden 17 Jahren habe ich erlebt wie er, mein Freund Alexej, von einem Moskauer Blogger zu eine

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