„In den USA droht ihm die Todesstrafe“

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Anfang März entscheidet der Londoner High Court, ob WikiLeaks-Gründer Julian Assange an die USA ausgeliefert wird. Seine Ehefrau Stella über ihren schwindenden Optimismus, die Ignoranz europäischer Politiker und ihre Sehnsucht nach Normalität

Einer fehlt Stella Assange, die Ehefrau des WikiLeaks-Gründers, mit den beiden gemeinsamen Söhnen Max und Gabriel
Foto: Gueorgui Pinkhassov / Magnum Photos

Für die Juristin Stella Assange ist es der Fall ihres Lebens: der Kampf um die Freilassung ihres Ehemanns Julian Assange. Der Gründer der Enthüllungsplattform WikiLeaks sitzt seit rund fünf Jahren in London in Haft. Das US-Justizministerium will dem Australier in den Vereinigten Staaten wegen Spionagevorwürfen den Prozess machen. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 175 Jahre Haft. Am Londoner High Court versuchen Assanges Ehefrau und seine Anwälte eine Auslieferung zu verhindern. Ob ihre Berufung gegen eine Abschiebung Erfolg hat, entscheiden die Richter Anfang März. Verliert Assange, könnte er umgehend an die USA ausgeliefert werden.

Stella Assange wurde in Südafrika geboren und hat die schwedische und spanische Staatsangehörigkeit. Sie war Assanges Anwältin und wurde 2015 auch seine Lebenspartnerin. Während der Wiki-Leaks-Boss in der Londoner Botschaft von Ecuador lebte, wurde Stella von ihm zwei Mal schwanger. 2016 kam der erste Sohn Gabriel auf die Welt, 2019 Sohn Max.

Assange hat weltweit etliche Unterstützer, auch sehr prominente. Baywatch-Star Pamela Anderson setzt sich für ihn ebenso ein wie Ex-Außenminister Sigmar Gabriel, der Schriftsteller Daniel Kehlmann und Oscarpreisträger Volker Schlöndorff. Außerdem machte sich die inzwischen verstorbene Modedesignerin Vivienne Westwood für seine Freilassung stark. Sie alle sahen und sehen im Prozess gegen Julian Assange einen Angriff auf die Pressefreiheit – und somit auf demokratische Grundwerte.

Frau Assange, Sie kämpfen seit fast fünf Jahren unermüdlich für die Freilassung Ihres Mannes Julian Assange, bislang erfolglos. Gab es Momente, in denen Sie aufgeben wollten?

Julians Freiheit ist das Wichtigste für unsere beiden Kinder und für mich. Die größte Gefahr für unsere Familie ist ein Leben ohne ihn. Sein Fall ist politisch. Und wie er ausgeht, hängt davon ab, wie sehr sich die Öffentlichkeit über diesen Fall und seine Folgen bewusst ist. Wenn ich nicht weiterkämpfe, werden wir Julian für immer verlieren.

Mitte Februar hatten sie zum letzten Mal die Chance, vor Gericht seine Abschiebung in die USA abzuwenden. Ihr Mann und Mandant war wegen Gesundheitsproblemen nicht anwesend. Wie geht es ihm heute?

Ich habe ihn am vergangenen Freitag gesehen. Julian war nicht in der Lage, persönlich oder per Videocall

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