Merz will’s wissen

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In anderen Zeiten hätte man diese Deutschlandtour der CDU vielleicht Krönungsmesse genannt: Wenn Friedrich Merz auf seiner Reise und in den kommenden Wochen keine Fehler macht, kann er der Kanzlerkandidat der Union werden. Wären da nicht ein paar Baustellen

One-Merz-Show Der 68-Jährige ist seit 2022 Parteichef der CDU. Im Mai stellt er sich zur Wiederwahl
Foto: HC Plambeck
Neuer Ton Merz beim politischen Aschermittwoch in Apolda mit Mario Voigt (links)

Das ist sie nun: seine Show. Dienstagabend, 18 Uhr. Durch die Rheingoldhalle in Mainz zucken grelle Scheinwerfer. Pop-Beat, ein schnell geschnittenes Intro, rhythmisches Klatschen. Dann steht er auf der Bühne, winkt in die Menge: Friedrich Merz, Parteichef der CDU und heute Abend der Mann, der hier das neue Grundsatzprogramm seiner Partei vorstellt. „Wir müssen wissen, wer wir sind“, ruft er. Deshalb sei man heute hier!

Selbstvergewisserung also – bevor es ernst wird mit Merz und dem Land und seinem Machtanspruch.

In den folgenden Tagen und Wochen wird die CDU-Roadshow haltmachen in Hannover und Chemnitz, Köln, Stuttgart und schließlich Berlin. Jede Indie-Band wäre stolz auf diesen Tourneeplan. Für Merz ist es das größte Geschenk, das ihm seine Partei machen konnte.

Denn wenn alles nach Plan läuft, könnte diese Tour zu einer vorverlegten Krönung des CDU-Kanzlerkandidaten werden. In drei Wochen, am Ende der Ochsentour, wird Merz die wichtigsten Landesverbände abgeklappert, alle CDU-Landesfürsten persönlich gesprochen haben. Und das anderthalb Monate vor dem Parteitag im Mai, auf dem sich Merz dem Votum der Delegierten stellen muss. Es könnte die Wiederwahl werden, die ihm die Kanzlerkandidatur sichert.

Manchmal reicht auf Parteitagen ja ein gesätes Gerücht, eine verbale Spitze, um Stimmung gegen den Chef zu machen. Merz muss dem vorbeugen, in vielen Gesprächen und um jeden Preis – denn die Konkurrenz lauert. In Nordrhein-Westfalen, dem Heimatverband von Minister-präsident Hendrik Wüst. Und in der bayerischen Staatskanzlei. Dass Markus Söder seinen Platz nur noch in Bayern sieht, will dem Landesvater keiner so recht glauben.

Umso wichtiger sind für Merz öffentlichkeitswirksame Auftritte, die vor Rückendeckung nur so strotzen. Keine Silbe darf verrutschen, kein Bild die heile Welt stören.

Doch je geschmeidiger die Regionalkonferenzen gelingen, desto eher stellt sich die Frage, ob das Grundsatzprogramm auch zu mehr gut ist als zu christdemokratischen Galaabenden. Hat Merz in den vergangenen Wochen vor allem gelernt, den öffentlichen Eindruck zu seinen Gunsten zu drehen – oder ist er tatsächlich der starke Mann, der die Union zurück in die Regierung, zurück ins Kanzleramt führen kann?

Wer sich rund um die Regionalkonferenzen in der CDU umhört, bekommt darauf verschiedene Antworten.

„Mit dem Grundsatzprogramm

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