Es war einmal in Moskau …

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Mit einer Tarnstiftung wollte Mecklenburg-Vorpommern Russlands Gas-Pipelines in der Ostsee schützen. Begann Schwerins toxische Beziehung zu Putin und seinem Clan schon vor Jahrzehnten? Eine Spurensuche

Ihr bester Mann Manuela Schwesig, Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, mit Innenminister Christian Pegel. Er plante die „Klimastiftung“, um Nord Stream zu schützen
Foto: Jens Büttner/dpa

Seit dem Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine muss sich Christian Pegel verteidigen. Die Mitglieder eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses in Schwerin wollen dauernd etwas von ihm wissen. Sie fragen nach seiner Verantwortung. Nach möglichen Hintermännern. Sie versuchen herauszufinden, welche Kontakte Pegel als Minister des Landes Mecklenburg-Vorpommern nach Moskau spielen ließ. Mit wem sprach er sich ab? Doch der SPD-Politiker und Rechtsanwalt Pegel scheint auf der Hut. Als die Obleute des Ausschusses im vergangenen Sommer den dienstlichen Mailverkehr des Ministers einsehen wollten, ließ Pegel die parlamentarischen Ermittler wissen, er habe die Digitalnachrichten alle löschen lassen. Aus Kostengründen.

Sparsam beantwortete der Minister auch den Fragenkatalog, den FOCUS ihm vor wenigen Tagen zukommen ließ. Er mahnte allerdings, bestimmte Behauptungen könnten den Tatbestand der „üblen Nachrede“ erfüllen.

Ist es strafrechtlich relevant, nach der Vergangenheit des Ministers zu fragen? Pegel zählt zur Polit-Elite des nordöstlichen Bundeslandes. Er leitete für Ministerpräsident Erwin Sellering die Staatskanzlei und gilt als wichtigster Mann im Kabinett von Sellerings Nachfolgerin Manuela Schwesig. Es war Pegel, der ab 2020 die „Klimastiftung“ plante – eine Tarnorganisation, mit deren Hilfe der russische Staatskonzern Gazprom seine Pipelines durch die Ostsee nach Deutschland verlegen ließ. Die Stiftung kämpfte kaum für das Klima, sondern für die am Bau der Nord-Stream-Leitungen beteiligten Firmen und schützte sie vor möglichen Embargostrafen der USA. Nach der russischen Invasion in die Ukraine 2022 war Schluss mit den schmutzigen Klimatricks von Schwesig, Pegel und Co. Seither beteuern alle Verantwortlichen, es tue ihnen leid, man habe doch nur das Beste gewollt. Und nein, man habe sich nicht von Moskau lenken lassen.

FOCUS-Recherchen beleuchten die Verbindungen zwischen dem kleinen Bundesland und dem russischen Riesenreich. Sie zeigen, dass die Greifswalder Kanzlei, in der Pegel seine Karriere als Rechtsanwalt begann und in der er bis vergangenes Jahr Mitglied war, über viele Jahre in Moskau höchst aktiv war – und zwar in der Einflusssphäre jenes Kreml-Clans, der mithilfe alter Seilschaften den Gas-Deal mit Mecklenburg-Vorpommern einfädeln sollte. Nur Zufall – oder war dies schon Teil des schwarzen Kanals, der es Putin ermöglichte, die Landesregierung in Schwerin und damit indirek

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