Bye-Bye Bayer?

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Einst war die Bayer AG der wertvollste deutsche Konzern. Nun muss der Amerikaner Bill Anderson den Dax-Konzern umbauen. Jobabbau und Verkäufe drohen. Wo soll das enden?

Bürokratie-Bezwinger Bayer-Chef Anderson organisiert den Chemieriesen vom Rhein neu
Fotos: Jann Höfer, Rupert Oberhäuser/dpa
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Mitunter kommt die Revolution in einem schlichten grauen T-Shirt daher. Bill Anderson trägt eins unter seinem lockeren Sakko, und das mitten im Februar. In diesem Outfit sitzt der Vorstandschef der Bayer AG in der Konzernzentrale auf einem hölzernen Barhocker. Die Füße auf die Trittleiste gestellt, vagabundieren seine Arme beim Sprechen durch die Luft.

Dynamik will der Texaner demonstrieren, den Aufbruch personifizieren, den er Bayer verordnet hat. So gibt er seine Paraderolle: Bill, der Bürokratie-Zerstörer, Bill, der Befreier der geknechteten Bayer-Beschäftigten.

Um sie zu erlösen von der Fron vermeintlich sinnfreier Tätigkeit will der 57-Jährige gleich zwölf Hierarchieebenen zertrümmern, die sich in über 160 Konzernjahren angesammelt haben. Er verkündet darum den „radikalen Wandel“, ein „fundamentales Redesign – vom Management zur Mission, von Anpassung zur Aktion, vom Konzernchef zu Kunden.“ Wer ihn zum ersten Mal erlebt, denkt „Wow“. Beim zweiten Mal dann schon eher: Was für ein Wortgeklingel und Alliterations-Gewitter!

Glaubt man Anderson, arbeiten bereits jetzt, wenige Monate nach seinem Start im Juni, zig Teams in Asien und den USA an diesen neuen Ideen. Das sorge längst für Erlöse, in „Lichtgeschwindigkeit“ entstehe gerade „New Bayer“.

Schüttelt man sich dann kurz und schaut auf die nackten Zahlen, sieht New Bayer indes noch ziemlich alt aus. Und nach Rückschlägen bei neuen Medikamenten, die dem Konzern Milliarden bescheren sollten, sowie aktuellen Gerichtsurteilen im Zusammenhang mit dem Unkrautvernichter Glyphosat, steht das Vorzeige-Unternehmen sogar weit schlechter da als zu Andersons Start.

Wenn der amerikanische Chemie-Ingenieur am 5. März die Geschäftszahlen für 2023 präsentiert, wartet weiteres Ungemach: Der Umsatz ist wohl unter den des Vorjahres gefallen. „Wir sind mit unserer Performance nicht zufrieden“, warnte Anderson bereits im Vorfeld. „Fast 50 Milliarden Euro Umsatz, aber null Cashflow – das ist einfach nicht akzeptabel.“ Eine Konsequenz: Bayer will nur noch eine Mindestdividende zahlen: elf Cent. Im Vorjahr waren es noch 2,40 Euro. Ein Investor stöhnt: „Bayer ist die einzige Position, mit der wir vergangenes Jahr Geld verloren haben.“

Wie unter diesen Voraussetzungen zu den frustrierten Anteilseignern – Kleinanlegern wie

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