Die Union der Anderen

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PARTEIEN

Einst stand er im Dienst des Verfassungsschutzes, jetzt gilt er als rechtsex tremer Beobachtungsfall. Mit seiner neuen Partei fordert Hans-Georg Maaßen die CDU heraus. Was hat der Chef der WerteUnion vor?

Das Rheinufer, in Bad Godesberg. Schon seit Stunden warten Fotografen und Reporter darauf, dass hier die „MS Godesia“ anlegt und der Mann an Bord geht, der behauptet, die Bundesregierung habe Angst vor ihm. Heute ist sein großer Tag. Heute will er hier mit seinen Mitstreitern sein Comeback feiern.

Doch das Schiff kommt und kommt nicht. Und auch von Hans-Georg Maaßen fehlt jede Spur. Erst eine Stunde später als angekündigt legt es an – aber auf dem gegenüberliegenden Rheinufer. Er hat mal wieder alle ausgetrickst.

Eine Deutschlandflagge flattert im Wind. Maaßen steht oben auf der Reling und winkt seinen Mitstreitern zu. Er strahlt, als sei er der Kapitän eines Traumschiffs. Und so fühlt er sich wahrscheinlich auch. Er ist jetzt nicht mehr bloß Matrose, er steuert das Schiff. Und kein Gegendemonstrant von der Antifa hat ihm die Bilder von seiner Jungfernfahrt versaut. Läuft!

Maaßen, das ist der mit der Nickelbrille. Den kennt man. Das ist der ehemalige Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV), der sich erst mit der Kanzlerin verkracht hat, dann mit der CDU. Dies ist die Geschichte seines Comebacks. Er macht jetzt ein eigenes Ding. Er hat jetzt seine eigene Partei. Die WerteUnion.

Steuermann Partei-Chef Hans-Georg Maaßen und sein Stellvertreter Kay-Achim Schönbach (links)
FOTOS VON MARCUS SIMAITIS

Überrascht hat das niemanden. Schon seit Monaten rumort es in Berlin. Maaßen, so hörte man, starte neu durch. Er suche Köpfe und Geldgeber für ein neues Projekt. Er sammle alle die ein, die frustriert sind von der Ampelkoalition – und auch von der Union. Davon gibt es eine ganze Menge. Die Regierung steckt in der Krise.

Die Stimmung war noch nie so mies. In Brandenburg, Sachsen und Thüringen werden in diesem Jahr neue Landtage gewählt. Ein guter Zeitpunkt, um eine neue Partei zu gründen.

Maaßen ist dabei nicht allein. Da, wo er Stimmen sucht, sind schon die Freien Wähler, das Bündnis Deutschland und das Bündnis Sahra Wagenknecht. Die Parteienlandschaft zersplittert immer mehr.

Das hat die Volksparteien alarmiert. Es wird noch schwerer, Koalitionen zu bilden gegen diesen unsichtbaren Elefanten, der im Raum steht: die AfD. Im Osten liegt sie nach Umfragen teilweise deutlich über dreißig Prozent auf Platz eins, noch vor der Union. Ihr Parteiprogramm überschneidet sich in wesentlichen Punkten mit dem der Maaßen-Truppe. Wer über die Werte-Union redet, redet deshalb auch immer über die ganz Rechtsaußen. Ist Maaßen bereit, weiter zu gehen als die Union und die Brandmauer zu der in Teilen als rechtsextrem eingestuften

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