„Wenn Putin etwas respektiert, dann Stärke“

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Die finnische Außenministerin Elina Valtonen über das spezielle Verhältnis zu Russland, Trumps Nato -Tiraden und die Notwendigkeit, künftig mehr Geld in europäische Verteidigung zu stecken

Kaum ist Finnland der Nato beigetreten, da droht deren wichtigstes Mitglied, das Bündnis zu sprengen. Donald Trump will säumige Zahler nicht mehr verteidigen. Putin könne mit ihnen machen, was er wolle. Ist das eine Einladung, das Baltikum oder Finnland zu überfallen?

Die USA sind zwar das wichtigste Mitglied, was finanzielle und militärische Kapazitäten angeht, aber die Nato wäre auch stark, wenn sich die USA verabschieden würden. Wir Europäer müssen jedoch mehr in unsere eigene Verteidigung investieren, einzeln, in der Nato und auch in der EU. Finnland ist nicht nur aus nationalem Sicherheitsinteresse beigetreten, sondern auch, weil Russland eine strategische Bedrohung für ganz Europa darstellt. Dass Putin uns jetzt überfällt, fürchten wir allerdings nicht. Unser Land hat eine der stärksten Armeen in Europa aufgebaut, weil wir wussten, dass unser östlicher Nachbar unberechenbar und aggressiv ist. Aber wir appellieren auch an alle anderen, die Lage ernst zu nehmen.

Zweifeln Sie nach Trumps Äußerungen an der Beistandsgarantie der Nato?

Was Trump sagt, ist eine Sache. Wie er handelt, eine andere. In seiner Amtszeit wurde mehr in die europäische Sicherheit, besonders im Ostseeraum, investiert als unter Barack Obama. Und am Ende entscheidet ein Präsident selbst in den USA auch nicht über alles.

Er stellt doch aber auch den nuklearen Schutzschirm, die ultimative Abschreckung, damit infrage. Oder etwa nicht?

Dass wir uns tagein, tagaus immer nur Sorgen machen, macht die Welt nicht besser. Wir müssen handeln. Und im Übrigen, egal, wie die nächste Wahl in den USA ausfällt, werden sich die Amerikaner weniger auf Europa konzentrieren. Dafür müssen wir viel mehr leisten, Europa wirtschaftlich und technologisch konkurrenzfähiger machen. Wir müssen in der Lage sein, selber Stärke zu projizieren, nicht um sie auszuüben, sondern um Krieg zu vermeiden.

Heißt das, es müssen mehr als die bisherigen, nicht einmal von allen Nato-Staaten erreichten zwei Prozent der Wirtschaftsleistung ausgegeben werden?

Wir selber zahlen ja schon 2,4 Prozent. Es führt kein Weg daran vorbei, dass wir mehr Geld ausgeben müssen. Aber es geht auch um mehr Effizienz. Statt 27 und mehr Waffensysteme zu haben, sollte es einen Binnenmarkt für Verteidigung geben, in dem sich Unternehmen auf einer gemeinsamen Plattform bewerben können.

Elina Valtonen

Foto: Jens Gyarmaty/laif

Die 42-Jährige ist Vizechefin der konservativen Nationalen Sammlungspartei, die 2023 die finnischen Wahlen gewann. Die Ökonomin ging in Bonn zur Schule und spricht fließend Deutsch

Europa könnte seinen Verteidigungswillen jetzt demonst

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