Auf ihren Befehl

6 min lesen

Frau Oberstleutnant Hekja Marlen Werner setzt die Zeitenwende um. Sie baut ein Artillerie-Bataillon auf und startet mit einer Haubitze

Befehlshaberin Als erste Frau hat Hekja Marlen Werner das Kommando über ein Artillerie-Bataillon
Fotos: Mike Szymanski für FOCUS-Magazin, Reuters

Da steht sie also, diese mächtige Gewaltmaschine. Bereit, jederzeit zum Leben erweckt zu werden. 57 Tonnen Stahl, die, einmal auf ihren Ketten in Bewegung gesetzt, nicht mehr leicht zu stoppen sind. Das Kanonenrohr für die 155-Millimeter-Munition ragt bedrohlich in den grauen Januarhimmel. Wenn daraus gefeuert wird, bebt der Boden. Und, dort, wo die Geschosse Sekunden später einschlagen, in 30, 40 Kilometern Entfernung, bleibt nichts als Zerstörung.

Hekja Marlen Werner hat sich vor dem Anblick dieser Waffe nie gefürchtet. Im Gegenteil. Die 40-Jährige sagt: „Ich bin ehrlich – Panzerhaubitze und Schießen, das war das, was ich mir unter Soldat sein vorgestellt hatte.“ Und wenn man so will, dann schließt sich mit diesem Gerät hier – der „Panzerhaubitze 2000“– jetzt ein Kreis.

Als Kommandeurin baut Hekja Marlen Werner in Weiden in der Oberpfalz das Panzerartilleriebataillon 375 neu auf. Sie ist die erste Frau im Heer auf einem solchen Posten. Im Moment hören 120 Soldatinnen und Soldaten auf ihr Kommando.

In der Major-Radloff-Kaserne in Ostbayern wird die sicherheitspolitische Zeitenwende konkret, die Kanzler Olaf Scholz (SPD) ausgerufen hat. In seiner denkwürdigen Rede im Bundestag, wenige Tage nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine im Februar 2022, verkündete er: „Das Ziel ist eine leistungsfähige, hochmoderne, fortschrittliche Bundeswehr, die uns zuverlässig schützt.“ Genau daran arbeitet Oberstleutnant Werner an diesem Januartag. Die Offizierin hat das erste Geschütz übernommen. Ein Anfang. Ein neuer Verband entsteht. Das gehört zur Zeitenwende. Die Bundeswehr wächst wieder. Dem Artillerie-Bataillon 375 sollen einmal 550 Soldatinnen und Soldaten angehören. Die Kommandeurin plant mit 18 Panzerhaubitzen, dem Hauptwaffensystem ihrer Truppe.

Die Artillerie unterstützt aus der Distanz die eigenen Truppen im Gefecht. Wenn die Soldaten, die direkt im Kampf mit dem Gegner stehen, es anfordern, verlassen die Granaten mit einer Mündungsgeschwindigkeit von 1000 Metern pro Sekunde das Rohr und nehmen ganze Frontabschnitte unter Feuer.

Die Zerstörungskraft der „Panzerhaubitze 2000“ ist gewaltig. Das Geschütz aus deutscher Herstellung gehört zu den leistungsfähigsten der Welt. Es kann bis zu sechs Granaten so abfeuern, dass diese gleichzeitig im Ziel einschlagen oder über den Köpfen der Gegner explodieren und ein Splitterregen auf den Feind niederprasselt. In Werners Artillerie-Truppe betrachten sie sich als „die Faust“, die im Gefecht zuschlägt und alles plattmacht.

Die Truppe ausgedünn

Dieser Artikel ist erschienen in...