„Billiges Geld macht dumm“

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UNTERNEHMER

Er ist ein Urgestein der Familienunternehmer: Wenn Jürgen Heraeus sich mal richtig ärgert, sollte auch die Berliner Politik gut zuhören

Überflieger Jürgen Heraeus hat den gleichnamigen Hanauer Familienkonzern zum Global Player ausgebaut
Foto: MarkusHintzen/laif

Die Hanauer Unternehmerfamilie Heraeus ist nicht für hedonistische Exzesse bekannt – obwohl der gleichnamige Technologiekonzern mit über 17 000 Beschäftigten weltweit und knapp 30 Milliarden Euro Umsatz zu den größten der Republik zählt. Man arbeitet fleißig, lebt eher bescheiden und verhält sich ansonsten unauffällig. Das gilt auch für den Firmen-Patriarchen Jürgen Heraeus, der sein Unternehmen gern mal eine „explodierte Apotheke“ nennt, denn damit begann die Familie im 17. Jahrhundert. Heraeus selbst war 17 Jahre lang Vorsitzender der Geschäftsführung, dann 20 Jahre Aufsichtsratschef. Nun ist er 87, immer noch fit, fleißig und bescheiden – nur das mit der Zurückhaltung kriegt er nicht mehr hundertprozentig hin. Zu viel läuft seiner Meinung nach schief im Land. Nicht erst seit der aktuellen Regierung, aber jetzt erst recht. Und so wird aus der Ampel-Zwischenbilanz, die er mit FOCUS in seinem Berliner Büro ziehen will, schnell eine Abrechnung.

Herr Heraeus, wie erleben Sie die Politik der Ampel-Koalition?

Neulich las ich einen hübschen Satz von Henry Ford: „Einen guten Ruf erwirbt man sich nicht mit Dingen, die man erst machen will.“

Die Ampel – für Sie nur ein Ankündigungs-Weltmeister?

Was Unternehmen ankündigen, ziehen sie jedenfalls in der Regel auch durch. Die jetzige Regierung verspricht leider nur viel und kriegt nichts auf die Reihe – von der Energiewende bis zur immer weiter wuchernden Bürokratie. Die Politik könnte ihren Wählern durchaus etwas zumuten. Aber die erwarten im Gegenzug Ehrlichkeit.

Foto: Markus C. Hurek für FOCUS-Magazin

Wer flößt Ihnen noch Vertrauen ein?

Boris Pistorius. Der SPD würde ich zu einem baldigen Kanzler-Wechsel raten, denn Pistorius geht wenigstens auf die Leute zu, während Olaf Scholz die Kommunikation mit den Wählern inzwischen weitgehend eingestellt hat.

Haben Sie noch Hoffnung für den Rest der Legislaturperiode bis nächstes Jahr?

Habeck und Scholz haben verstanden, dass sie sich jetzt wirklich Mühe geben müssen. Die Energiewende war ja gut gemeint. Es interessierte in der Regierung nur niemanden so richtig, dass man an so ein gigantisches Projekt irgendwann ein Preisschild hängen muss. Das rächte sich dann fürchterlich …

…und zeigt sich in immer schlechter werdenden Umfrageergebnissen.

Vor allem wächst das Misstrauen der Bevölkerung. Die Leute sind nicht blöd und verstehen instinktiv, dass das

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