Gib Gummi!

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Das Kondom ist mittlerweile das beliebteste Verhütungsmittel in Deutschland. Jedes vierte stammt vom Bielefelder Familienunternehmen Ritex

Anlagen rattern, Druckluftventile pfeifen, der Geruch von Gummi liegt in der Luft – Freitagnachmittag in der Kondomfabrik Ritex in Bielefeld. Hier werden jährlich rund 100 Millionen Präservative hergestellt – voll automatisiert, im Drei-Schicht-Betrieb, 24 Stunden am Tag, inzwischen selbst an den Samstagen.

In Deutschland hat das Kondom die Pille als beliebtestes Verhütungsmittel abgelöst. Auch weil immer mehr Frauen sich dagegen entscheiden, Hormone zu schlucken. Ritex-Geschäftsführer Robert Richter freut’s: „Es ist ein schleichender Prozess in die richtige Richtung.“

Die Mehrheit der Kondomhersteller produziert in Malaysia, wo das Naturkautschuk gewonnen wird. Von der einst florierenden deutschen Kondomindustrie sind noch zwei Hersteller übrig: Mapa mit der Kondommarke Billy Boy – und Ritex.

Ungefähr jedes vierte genutzte Kondom in Deutschland stammt inzwischen aus den Bielefelder Fabrikhallen. 14,5 Millionen Euro Umsatz hat das Familienunternehmen mit 63 Mitarbeitenden 2023 gemacht. Die Fabrik kommt mit der Produktion kaum noch hinterher – die Investition in neue Maschinen soll es möglich machen.

Dabei gilt der Kondommarkt als statisch. Verhütungsmittel sind ein Vernunftprodukt, so Richter. Sie werden in der Hoffnung auf guten Sex gekauft und nicht etwa, weil Menschen den Artikel selbst toll finden.

Mehr Sex = Mehr Umsatz

Nur kann ein Kondomfabrikant aus Bielefeld nicht beeinflussen, was in deutschen Schlafzimmern vor sich geht. Da braucht es schon größere Entwicklungen. Eine Pandemie zum Beispiel. Während des ersten Corona-Lockdowns stiegen die Verkaufszahlen bei Ritex stark an. Anders als beim Toilettenpapier, folgte kein Absturz. „Die Zahlen sind einfach wieder auf das Normalmaß zurückgefallen“, berichtet Robert Richter und schlussfolgert: „Unsere Kunden hatten während Corona wohl viel Zeit und Gelegenheit, um Kondome zu verbrauchen.“

Automaten-Hilfe Früher war vielen der Kondomkauf peinlich
Foto: dpa

Robert Richter ist 2007 in den Familienbetrieb eingestiegen. Seit drei Generationen verkaufen die Herren der Familie Richter Kondome. Sie haben die Präservative schon vermarktet in Zeiten, als eine Vermarktung praktisch kaum möglich war, weil das Wort „Kondom“ auf der Verpackung nicht vorkommen durfte. Damals lieferte Ritex die Produkte an Tankstellen oder befüllte Automaten in dunklen Ecken von Nachtklubs. Selbst in der Familie Richter war das Thema schambehaftet.

„Mein Vater und mein Großvater haben kaum darüber gesprochen, quasi

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