Versteckte Kraftpakete

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Dank der Hilfsgasturbine ist ein Flugzeug am Boden ohne laufende Triebwerke autark. Doch auch während einer Notlage in der Luft kann die Auxiliary Power Unit (APU) helfen.

Gut zu sehen ist der Lufteinlass (schwarzes Rohr) an der rechten Klappe.

Dumpfe Schläge und Stöße, gefolgt von einem Rütteln. Dann ein hörbarer Rückgang des Triebwerksgeräuschs. So schildert die US-Flugunfalluntersuchungsbehörde NTSB die Aufzeichnungen des Stimmenrekorders von US-Airways-Flug 1549, kurz nachdem der Airbus A320 am 15. Januar 2009 in einen Schwarm Kanadagänse geflogen war und beide Triebwerke ausfielen. „Ich starte die APU“, sagt Kapitän Chesley „Sully“ Sullenberger nur etwa zehn Sekunden später. Diese Entscheidung stellte sich als wesentlich dafür heraus, dass eine Notwasserung auf dem Hudson River gelang und alle 155 Insassen überlebten. Dadurch, dass die 131-9A-APU von Honeywell Aerospace das Flugzeug mit Strom versorgte, blieb die Flight Envelope Protection aktiv, die unter anderem vor einem Strömungsabriss schützt.

Das „Wunder vom Hudson“ ist der wohl einzige Rampenlicht-Moment für die Hilfsgasturbine, mit der die meisten Verkehrsflugzeuge ausgerüstet sind. Meist verrichtet sie ihren Dienst, ohne große Aufmerksamkeit zu erregen. Sie versorgt das Flugzeug am Boden mit elektrischer Energie und Druckluft, wenn die Triebwerke noch nicht laufen und das Flugzeug nicht an den Bodenstrom, ein Bodenstartgerät und einen Klimawagen angeschlossen ist. Allerdings wird der Betrieb der Hilfstriebwerke auf Vorfeldern an Flughäfen aus Umwelt- und Lärmschutzgründen oft stark reglementiert.

WICHTIG FÜR LANGSTRECKEN-JETS

Die Energie der APU wird für das Anlassen der Haupttriebwerke, für Klimaanlage und Heizung so- Von ULRIKE EBNER wie für die Stromversorgung des Flugzeugs verwendet. Meist wird die APU ausgeschaltet, sobald mindestens eines der Haupttriebwerke läuft. Es gibt aber Ausnahmen, beispielsweise kann die Leistung des Hilfstriebwerks während der Startphase für den Betrieb der Klimaanlage genutzt werden, wenn die Haupttriebwerke maximalen Schub liefern sollen. Und natürlich dient die Hilfsgasturbine in Notfällen in der Luft als Energiequelle für Back-up-Systeme.

Ein einsatzbereites Hilfstriebwerk ist Voraussetzung für den ETOPS-Betrieb (Extended Twin Engine Operations), der es zweistrahligen Flugzeugen erlaubt, sich bei Flügen über Wasser weiter als 60 Minuten vom nächstgelegenen Ausweichflughafen zu entfernen. „Die APU ist so zertifiziert, dass sie für die Hälfte der gesamten Flugstrecke eine volle Reservestromversorgung bietet und bei einem Ausfall eines Haupttriebwerks eine sichere Rückkehr ermöglicht“, erklärt Ray Boyd, Senior Offering Management Director für APUs bei Honeywell Aerospace.

Honeywell Aerospace ist der Marktführer im Hilfsgasturbinengeschäft. Aktuell sind rund 40 000 APUs des US-Technologiekonzerns wel